DJ Michael B. spricht über das Leben als DJ, seine 2000er und die anstehende „Brotzeitour” mit Tream. Wir haben den 37-Jährigen zum Weiden24-Interview getroffen.
Was ist ein typisches DJ-Klischee?
DJ Michael B.: Ein typisches DJ-Klischee ist eigentlich immer: Wir saufen, nehmen Drogen und sind mit allen Frauen so easy-going.
Und welches Klischee erfüllst du?
DJ Michael B.: Ich hab mich fürs Saufen entschieden, das kann ich am besten.
Wie würdest du deine Musik in drei Wörtern beschreiben?
DJ Michael B.: Drei-Bier-Musik.
Das heißt?
DJ Michael B.: Sobald du drei Bier hast, kannst du alles mitsingen und mitfeiern. Ich bediene kein bestimmtes Genre, sondern man kann es einfach fühlen und feiern. Das ist mir bei der Party am wichtigsten.
Wie hat das denn bei dir angefangen?
DJ Michael B.: Das war so der Wunsch mit 15 Jahren. Bei uns in Moosbach hat es Plattenpartys gegeben, da sind die „DJs” mit dem Rechner gekommen und 'nem Winamp-Player. Da hab ich mir gedacht: „Was die können, das kann ich auch.”
Dein allererster Auftritt war dann wo?
DJ Michael B.: Das war 2004 im La Belle Waidhaus. Ich hab da schon mit 15 gearbeitet, Jugendschutztechnisch vielleicht ein bisschen verwerflich. Da war ein DJ-Kollege von mir, mit dem ich sehr lang sehr viel gemacht hab. Der hat eine Kfz-Lehre gehabt und musste gehen. Dann hat der Chef mir fünf CDs hingelegt und gesagt: „Da spielst das erste, dritte, fünfte [Lied].” Das war dilettantisch des Todes: „Hier Play, da Fader rauf, da Fader runter”. Und als die fünf Songs rum waren, ist er wieder gekommen und hat mir noch drei CDs hingelegt. Das „schlimme” ist: Ich bin da immer noch.
Deine liebste Erinnerung an die 2000er?
DJ Michael B.: Das war die geilste Zeit: wenig Geld, den meisten Spaß, keiner hat's gefilmt, du warst überall dabei und wenn du nicht dabei warst, dann hast es halt einfach verpasst. Deswegen musstest du auch raus, musstest dabei sein. Flirten war noch ganz anders, da war ein Kuss noch richtig was wert.
Machst du deswegen auch die 2000er-Party im Stage?
DJ Michael B.: Auch. Ich hab früher die 90er gefeiert, aber die 2000er sind einfach mein Jahrzehnt. Wenn die Gäste wüssten, was ich mit den Songs verbinde - die erste Liebe, die Fußballerjungs. Da denk’ ich schon gern zurück und wenn die Leute dazu tanzen und feiern - schön, wirklich schön.
Welchen 2000er-Song legst du am liebsten auf?
DJ Michael B.: „Aicha” von Outlandish oder „Angel” von Shaggy - die sind ganz oben. Partytechnisch: Ich hab eine Riesenschwäche für Rihanna gehabt - rein musikalisch. Auch die David Guetta-Zeiten. Passend zum Genre „Drei-Bier-Musik”: „Sexy Bitch” kannst du immer mitsingen, „Memories” auch. „Black Eyes Peas”-Nummern haben auch ’nen guten Drive.
Du gehst mit Tream auf Tour. Wie ist es so, mit Timo und Co. unterwegs zu sein?
DJ Michael B.: Geisteskrank. Es ist geisteskrank und surreal. Nach so einer Show - es dauert immer so halbe Stunde, Stunde - sitzt du da und denkst dir: „Was haben wir jetzt heut da gemacht? Wie irre war des? Wie krass ist des alles?” Das kannst du mit einem normalen Diskothekenabend nicht vergleichen. Auch das drumherum, die ganze Mannschaft. Und selbst dann, wenn man es später realisiert und die Bilder und Videos anschaut. Das kann man nicht wiedergeben. Es ist wie ein kleiner Schwamm in einem 10-Liter-Eimer - du kannst es nicht alles mitnehmen. So viele Emotionen der Fans, der Crowd, vom Team.
Was fühlst du vor einer Show?
DJ Michael B.: Hoffentlich funktioniert alles. Dass der Song auf die Menge überschwappt, aber auch nicht zu krass ist. Man muss einen Mittelweg finden, dass die Leute Bock haben, aber noch mehr Bock auf Tream. Manchmal verzögert sich auch alles um zwei Minuten, weil ich nicht rausgehen kann - Lampenfieber hab ich jetzt auch immer noch nach so langer Zeit. Bestes Beispiel war die Olympiahalle München: Da wurde ich auf die Bühne geschubst.
Was treibt man in einem Tourbus?
DJ Michael B.: Vielen denken vielleicht Exzesse, Eskalation und Party. Aber: Wir kommen teilweise um 7 oder 8 Uhr in der Früh an den Locations an, da geht es für sehr viele [aus dem Team] schon los - da muss jeder seinen Part machen. Vorbereitungen vor die Shows und so weiter. Die Band muss sich einspielen, Songs neu arrangiert, dann zieht sich das eh schon. Wenn du dann um 12, 1, 2 Uhr zurückkommst, dann sitzt du da kurz zusammen. Lässt den Tag Revue passieren und trinkst ein Feierabendbier. Aber im Großen und Ganzen bist du durch nach einem 10-14-Stunden-Tag.
Was war der krasseste Moment auf Tour?
DJ Michael B.: Olympiahalle war schon heftig. Aber wenn ich an persönliches denke, wo ich viele gekannt habe: Regensburg. Da haben welche meinen Namen so laut geschrien, dass ich sie auf der Bühne gehört habe. Das war so surreal. Frankfurt Jahrhunderthalle war auch krass, da hab ich meinen Geburtstag gefeiert. Ich bin Timo echt dankbar für die beste Reise meines Lebens.
Du veröffentlichst ja auch deine Remixe. Wie wählst du die Lieder aus?
DJ Michael B.: Ich remixe nur Sachen, zu denen ich eine persönliche Story zu habe. Zu „Unwritten” (Original von Natasha Bedingfield) sag’ ich mal so: „War ein super Sommer damals.”
Was steht als Nächstes an?
DJ Michael B.: Die Clubsaison im La Belle Waidhaus ist wieder angegangen. Es kommt die „Brotzeitour”, da dürfen wir natürlich auch wieder mitarbeiten. Ansonsten wieder Clubs und Diskotheken, das nächste Mal am Freitag, 14. November im Stage in Weiden.
Clubs, Tour, La Belle und dein Restaurant „EssCoBar” in Waidhaus: Ganz schön viel zu tun, oder?
DJ Michael B.: Ich sag’ mal so, das sind die vier Pfeiler des Wahnsinns. Aber es funktioniert - dank meiner Frau. Aber auch nur dank meiner Frau. Weil sie es Gott sei Dank mitmacht. Jede andere hätte gesagt: „Da hast du die Scheidungspapiere.” Ich sag’ ihr das auch viel zu selten, aber ich hoffe, sie weiß es. Sabine, wenn du das liest: Ich liebe dich und unseren Sohn! Danke für alles!