Neidaffer Plattlclub plattlt bis zum Hangover | Weiden24

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vor 3 Stunden
Die Neidaffer Plattler treten nicht ein fach nur auf – sie reißen ihr Publikum mit. (Bild:  Franz Hüttner)
Die Neidaffer Plattler treten nicht ein fach nur auf – sie reißen ihr Publikum mit. (Bild: Franz Hüttner)
Die Neidaffer Plattler treten nicht ein fach nur auf – sie reißen ihr Publikum mit. (Bild: Franz Hüttner)
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Die Neidaffer Plattler treten nicht ein fach nur auf – sie reißen ihr Publikum mit. (Bild: Franz Hüttner)

Neidaffer Plattlclub plattlt bis zum Hangover

Aufhören ist erst dann eine Option, wenn wirklich nichts mehr geht. Mit vollem Einsatz, bis zum letzten Schlag. Das ist das Motto des Neidaffer Plattlclubs.

Hier trifft Tradition auf Moderne. Das ist kein klassisches Schuhplattln, wie man es kennt, sondern ein energiegeladenes Spektakel.

Die Lichter gehen an, der Rhythmus setzt ein – und dann kracht der erste Schlag. Was beim Neidaffer Plattlclub auf der Bühne passiert, ist das Ergebnis von viel Herzblut, Kreativität und Zusammenhalt. Mit moderner Musik, donnerndem Klatschen, akrobatischen Showeinlagen und einem Augenzwinkern wirbeln die Männer übers Parkett und beweisen: Es geht um mehr als nur Taktgefühl und Technik. Hier wird das Schuhplattln neu definiert – und das mit einer spürbaren Leidenschaft.

Entstanden ist das Ganze 2011, nach der Kirwa in Neudorf bei Luhe. Damals wollten ein paar Burschen neben den traditionellen Tänzen etwas Neues ausprobieren – und plattelten kurzerhand zu „Highway to Hell“ von AC/DC. Die vielen Proben? Viel zu schade für nur einen Auftritt. Also ging’s weiter – „und dann waren wir plötzlich jedes Wochenende für Auftritte unterwegs“, berichten die Neidaffer Plattler schmunzelnd.

Die Kunst des Entertainments

Die Neidaffer verstehen sich auch als Entertainer. Einer aus der Gruppe übernimmt die Moderation, erklärt dem Publikum, was gerade passiert, und sorgt mit lockeren Sprüchen für Stimmung. Es gibt Hebefiguren, einen Einsatz von Requisiten und alle, die rundherum stehen, werden motiviert mitzuklatschen. So wird jeder Auftritt zu einem Erlebnis, das weit über eine klassische Tanzvorführung hinausgeht.

„Unser Ziel ist es, die Leute mitzunehmen, sie zum Lachen zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie den Abend nicht so schnell vergessen“, erklären die Schuhplattler. Die Mischung aus Humor, akrobatischen Einlagen und mitreißender Musik macht die Shows zu einem echten Highlight auf jedem Fest.

Doch bevor es losgeht, kehrt erstmal Ruhe ein. Die Minuten vor dem Auftritt sind fokussiert. Alle konzentrieren sich, gehen gedanklich noch einmal den Ablauf durch. Einige sind – auch nach über zehn Jahren Bühnenerfahrung – immer noch ein bisschen nervös. Letzte Details werden geklärt, Blicke ausgetauscht, ein kurzes Nicken – dann geht’s raus ins Rampenlicht.

Der Moment, wenn die Musik einsetzt und sie die Bühne betreten, ist für die Neidaffer jedes Mal besonders. „Man schaut in die Gesichter der Zuschauer, sieht die ersten lächeln, hört das Klatschen – und weiß sofort: Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Sobald die erste Schlagabfolge beginnt, ist die Nervosität wie weggeblasen. Dann zählt nur noch das Zusammenspiel, das Vertrauen ineinander und die Freude am Plattln.

Auftritt mit Vorbereitung

Was viele nicht wissen: Hinter der scheinbaren Leichtigkeit des Plattlns steckt harte Arbeit. Dabei ist in den Wintermonaten die Hauptprobezeit. Da treffen sich die Neidaffer zweimal pro Woche zum Training. Noch bevor sich die Turnhalle mit Musik füllt, läuft die gute Stimmung bei den Männern auf Hochtouren. Zunächst erklingen langsamere Töne zum Warm-up, bevor es richtig los geht. Bei einem Mix aus klassischer Volksmusik, Rock, Pop und modernen Beats, ist alles dabei.

Zum Training wie auch zum Auftritt gehört stets die Lederhose: „Ab Gürtellinie abwärts sind wir immer in voller Montur“, erklärt einer der Männer.
Geprobt wird so realitätsnah wie möglich, schließlich verhält sich Leder ganz anders als andere Stoffe. Außerdem filmen sie die Proben, um danach gemeinsam auszuwerten, wo noch Verbesserungsbedarf herrscht. Und obwohl einige der Männer auch im Fußballverein aktiv sind, geben sie lachend zu: „Das hier ist anstrengender als jedes Fußballtraining.“

Im Sommer, wenn die meisten Auftritte anstehen, muss alles sitzen. Vor jeder Veranstaltung gibt es nur noch einen Probedurchlauf – danach werden lediglich die Abläufe, örtlichen Gegebenheiten und Zuständigkeiten besprochen. Je nachdem, ob es sich um eine Hochzeit, einen Geburtstag oder ein öffentliches Fest handelt, variiert auch die Show. Mal gibt’s Mitmach-Elemente, mal beginnt alles ganz überraschend wie bei einem Flashmob mitten im Publikum.

Die Neidaffer Plattler treten nicht einfach nur auf – sie reißen ihr Publikum mit. Die Musik ist deshalb so gewählt, dass sie möglichst alle Generationen anspricht. „Wir brechen jedes Klischee: Wir plattln auch auf Böhse Onkelz, auf Rockmusik, Disco-Hits, bayerische Lieder, Schlager und so weiter.“

Rund 40 verschiedene Titel umfasst das Repertoire des Plattlclubs. Das inoffizielle Ziel: Jedes Jahr sollen zwei neue Stücke dazukommen. Wenn ein neues Lied ins Programm aufgenommen wird, beginnt die eigentliche kreative Arbeit. Meist bringt jemand aus der Gruppe eine Idee mit – einen Songvorschlag oder eine abgeänderte Schlagfolge, die gut zur Musik passt. Dann wird ausprobiert, diskutiert, verworfen und neu gedacht. Für die Choreografie sind vor allem zwei der Plattler zuständig: Fonse und Gustl. Sobald der Ablauf steht, beginnt das Feintuning. Übergänge, Takte, Hebefiguren – an allem wird so lange gefeilt, bis wirklich jeder Schlag sitzt.

Zusammenhalt in der Gruppe

Ein großer Teil des Erfolgs liegt im starken Zusammenhalt der Gruppe. Die meisten der Mitglieder sind seit der Gründung dabei, andere kamen später hinzu – doch alle verbindet dieselbe Leidenschaft. Diese Gemeinschaft spürt man auch auf der Bühne: Die Chemie untereinander überträgt sich direkt aufs Publikum und sorgt für eine Atmosphäre, die mitreißt.

Natürlich läuft nicht immer alles reibungslos. Manchmal wird ein Einsatz verpasst, aber das lässt sich gut überspielen. Dank der gemeinsamen Erfahrung bleiben kleine Patzer meist unbemerkt, und die Show läuft ohne Unterbrechung weiter. Anstrengend ist es allemal. Nach mehreren Auftritten an einem Abend nehmen die Plattler auch mal einen Muskelkater in Kauf. Doch der Spaß überwiegt. Ernsthafte Verletzungen gab es zum Glück noch nie.

Von Nachwuchsproblemen können die Neidaffer übrigens nicht klagen. „Ein Personenproblem haben wir noch nie gehabt“, sagen sie lachend. Immer wieder
melden sich junge Leute, die mitmachen wollen. Grundvoraussetzung? Gute Laune, ein gewisses Taktgefühl, etwas sportliche Ausdauer und ein Gespür für Entertainment. Denn wer hier mitmacht, steht nicht nur auf der Bühne – sondern im Mittelpunkt.

Besondere Momente und Orte

Rund 30 Auftritte stehen inzwischen jährlich im Kalender der Neidaffer. Von kleinen Dorffesten bis zu großen Bühnen im Ausland. Besonders in Erinnerung bleiben aber die ganz speziellen Gelegenheiten: eine Hochzeit auf einer abgelegenen Berghütte in Österreich mit anschließender Übernachtung, ein Auftritt auf einer Seebühne oder eine Bühne, die sich während des Plattlns hydraulisch in die Höhe bewegte.

Ein besonderer Höhepunkt war ein Auftritt bei der Deutschen Botschaft in Athen. Dort wurde ein Oktoberfest für geladene Gäste veranstaltet, unter ihnen Diplomaten und internationale Gäste. Für eine fünfminütige Einlage reiste die Gruppe eigens an. Ein kurzer, aber eindrucksvoller Auftritt in einem modernen architektonischen Gebäude, der allen noch lebhaft in Erinnerung geblieben ist.

Rund 70 Prozent ihrer Auftritte führen sie zu Hochzeiten – meist als Überraschungseinlage direkt nach dem Abendessen. „Die Brautpaare holen uns, damit wir einheizen und die Stimmung ankurbeln“, erzählen sie. Wenn dann am Ende strahlende Gesichter und ein begeistertes Brautpaar zurückbleiben, wissen sie: Sie durften einen besonderen Moment noch ein Stück besonderer machen. Gerade private Feiern wie Hochzeiten sind für die Männer oft emotionaler als große Bühnen: persönlicher, nahbarer, berührender. Hier stehen sie nicht einfach auf der Bühne, sondern mittendrin im schönsten Tag zweier Menschen.

Tradition und Moderne

Nicht alle verfolgen die Neidaffer mit Begeisterung. Vor allem konservative Traditionsvereine haben oft Schwierigkeiten mit den neuen Ideen. Für sie ist Schuhplattln eine klassische Tradition, die nicht durch laute Musik oder moderne Bewegungen entweiht werden darf. Doch die Neidaffer lassen sich nicht entmutigen.

Sie kennen die Ursprünge des Schuhplattlns genau – vom Watschnplattler, der dem Balztanz eines Auerhahns nachempfunden ist, bis zu traditionellen Schlagabfolgen wie dem Holzhacker oder dem Linzer Bua. Einer aus der Gruppe hat zu Beginn die Grundplattler vermittelt, den Rest haben sie sich selbst beigebracht oder besser gesagt: selbst kreiert.

Aus traditionellen Abläufen ist im Laufe der Zeit etwas ganz Eigenes entstanden. Ausgehend vom klassischen Fundament wird experimentiert und variiert. Immer mit Respekt vor der Tradition, aber mit dem Mut, sie weiterzudenken. Ihr Stil ist dadurch dynamischer, moderner und manchmal auch wilder als das, was man von traditionellen Gruppen kennt. Akrobatische Einlagen, überraschende Musikauswahl und kreative Schlagfolgen machen jeden Auftritt einzigartig.

Ein Auftritt mit Nachklang

Die Musik verstummt. Ein letzter Schlag hallt nach – kräftig, präzise, wie ein Ausrufezeichen. Für einen Moment liegt Stille in der Luft, bevor tosender Applaus die Bühne erfüllt. Die Neidaffer verneigen sich, schweißgebadet, grinsend, zufrieden. Der Boden vibriert noch leicht von der Energie des letzten Takts, in den Gesichtern der Zuschauer: Staunen, Begeisterung und dieses Lächeln, das bleibt.

„Die Leute haben immer eine gewisse Erwartungshaltung, aber sehen bei uns jedes Mal etwas anderes, als sie glauben. Dadurch haben wir einen Überraschungseffekt und das ist das Schöne – und dass wir, wenn wir in die Menge schauen, von jung bis alt ein Lächeln sehen.“ Für die Männer ist es egal, wie groß das Publikum ist, solange es Spaß hat. Eines ist sicher: Wo die Neidaffer auftauchen, bleibt es nicht lange still.

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