Student Mallikarjun Patil aus Indien erzählt von seiner Ankunft in Weiden und wie der Ort ihn fasziniert hat. Wie er in Bayern klarkommt, Freundschaften geschlossen hat und warum er die Oberpfalz als seine Heimat bezeichnet.
Als Mallikarjun Patil mit seinem Koffer und einem Sack voll Motivation an einem grauen Januartag 2023 in Weiden ankam, ahnte er noch nicht, wie sehr dieser kleine Ort in der Oberpfalz sein Leben verändern würde. „Es war wie eine Geisterstadt”, erzählt der 26-jährige Student von seinem ersten Tag in Weiden. Er ging nämlich zu Fuß vom Bahnhof zur OTH – durch die Kälte, über verlassene Straßen.
Was der Student aus Belgavi im Süden Indiens damals noch nicht wusste: Er wird innerhalb kürzester Zeit nicht nur die Herausforderung meistern, in einer fremden Kultur zu leben, lernen, die Kälte zu überstehen und so viel reisen wie noch nie, sondern er wird auch eine neue Heimat finden – fernab von allem, was ihm vertraut war.
Mallikarjun studiert Digital Technology and Management an der OTH. „Das ist schon mein zweiter Bachelor”, sagt der 26-Jährige. In Indien hatte er Mechanical Engineering studiert und anschließend zwei Jahre gearbeitet. Erst in der Automobilbranche, dann im Consulting. „Hier habe ich gemerkt, dass ich mich für Management interessiere.”
Mit seinem Studiengang hat er nun Technik und Management. Und das auf dem Ingenieursolymp Deutschland. „Wenn man etwas mit Autos machen will, muss man eigentlich schon nach Deutschland”, findet Mallikarjun. So sehen das viele aus seiner Kultur, deshalb ist Deutschland ein beliebter Studienort unter Inder*innen.
So einfach zieht man aber nicht hierher. Für seinen Traum musste Mallikarjun ganz schön etwas leisten. Bis der Student die 11.904 Euro zusammen hatte, die man auf dem Konto haben muss, um in Deutschland ein Visum zu bekommen, dauerte es fast drei Jahre. Auch Deutsch zu lernen war gar nicht so einfach. Inzwischen spricht er auf dem Niveau B2, „das war sehr schwierig.”
Ohne Deutsch kommt man leider nicht weit. „Ohne ist es schwer, soziale Kontakte zu knüpfen.” Selbst an der Uni sind die internationalen Studenten oft unter sich. Um ihnen sowie Erst- und Zweitsemestern von überall her zu helfen, sich einzugewöhnen, engagiert sich Mallikarjun an seiner Fakultät im WIGcares-Programm.
Außerdem arbeitet er ehrenamtlich bei der Jugendorganisation Janun Hannover mit und beim Projekt Travel different for future. Über die Erasmus-Förderung ist er in den eineinhalb Jahren, die Mallikarjun in Weiden ist, schon in fünf europäischen Ländern gewesen – „so viel bin ich in Indien nicht gereist”. Sein Lebensmittelpunkt ist aber Weiden.
Mit seiner offenen Art hat der Inder sich schnell in die bayerische Kultur eingefunden. Er findet nicht, dass Deutsche besonders kalt oder wenig gastfreundlich seien. „Es kommt immer auch auf einen selbst an, wenn man Anschluss sucht. Man muss sich schon anstrengen.”
Mallikarjun hat Freunde an der Uni, auf der Arbeit oder auch auf dem Weidener Volksfest gefunden. Die besucht er regelmäßig und macht Ausflüge – zum Beispiel auf den Weihnachtsmarkt. Beim Wort Glühwein leuchten seine Augen. Und das, obwohl er eine Sache besonders vermisst: Das Essen in Indien. „Das indische Essen hier ist nicht authentisch, sondern eine deutsche Version.”
Trotzdem ist Weiden inzwischen seine Heimat geworden. „Es fühlt sich in jeder Straße, in jeder Ecke so an, als ob ich genau hier hingehören würde”, sagt der 26-Jährige mit einem breiten Grinsen. „Ich habe hier ein friedliches Leben. Ich muss nur in die Stadt gehen, dort treffe ich mindestens ein oder zwei Leute, die ich kenne.”