Einsatz auf vier Pfoten: Schäferhündin Jula in der Ausbildung zum Polizeihund | Weiden24

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Ein echtes Team: Polizeihündin Jula mit ihrer Hundeführerin Stephanie Stilp. (Bild: Evi Wagner)
Ein echtes Team: Polizeihündin Jula mit ihrer Hundeführerin Stephanie Stilp. (Bild: Evi Wagner)
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Ein echtes Team: Polizeihündin Jula mit ihrer Hundeführerin Stephanie Stilp. (Bild: Evi Wagner)

Einsatz auf vier Pfoten: Schäferhündin Jula in der Ausbildung zum Polizeihund

Die Kollegin von Polizeihauptmeisterin Stephanie Stilp trägt keine Uniform, sondern Halsband. Denn seit März ist sie Hundeführerin bei den Zentralen Einsatzdiensten (ZED) in Weiden. Jetzt rund um die Uhr an ihrer Seite: Polizeihund Jula.

„Der Hund ist immer bei mir – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche“, sagt Stephanie, während sie Jula das Halsband anlegt. „Und das wird wohl auch so bleiben.“ Wie jeden Tag ist auch heute wieder ganz viel Training angesagt. Denn Stephanie und ihre einjährige holländische Schäferhündin Jula sind gerade mitten in der Ausbildung. Und da gibt es ganz schön viel Reportage zu lernen. Denn Jula muss schließlich später als Polizeihund im Einsatz in jeder Situation ruhig, kontrolliert und souverän bleiben. „Jetzt geht es darum, dass sie umweltsicher wird, verschiedene Untergründe kennenlernt und mit zahlreichen verschiedenen Situationen vertraut gemacht wird. Dazu gehören ungewohnte Geräusche, fremde Menschen und herausfordernde oder ungewöhnliche Szenarien, mit denen sie später im Dienst konfrontiert wird.“

Stephanie weiß, wovon sie spricht. Denn sie ist bereits seit 2010 bei der Polizei und hat schon viele Streifendienste und Einsätze hinter sich. „Natürlich gibt es auch mal Situationen, die gefährlich werden können“, sagt die 37-Jährige.„Wenn zum Beispiel der Funkspruch kommt: ‚Angriff mit Messer‘, dann ist man schon sensibilisiert. Klar, es kann immer was passieren. Aber wenn man auf seine Eigensicherung achtet, so wie man es gelernt hat, dann kann man die Gefahr schon auf ein gewisses Maß reduzieren.“ Was Stephanie an ihrem Job liebt, ist vor allem die Vielfältigkeit. „Im Streifendienst ist kein Tag wie der an-dere. Vom Verkehrsunfall bis zu großen Einsatzlagen ist da alles dabei. Es gibt natürlich auch immer wieder Einsätze, bei denen man an seine Grenzen kommt. Aber gemeinsam arbeitet man das ab. Wenn man ein Team hat, das funktioniert, macht die Arbeit bei der Polizei einfach wahnsinnig viel Spaß.“

Immer zusammen

Während Stephanies Team in der Vergangenheit vor allem aus menschlichen Kollegen bestand, hat ihre Partnerin nun vier Pfoten. Von ihr verabschiedet sie sich auch nach Feierabend nicht, sondern nimmt sie mit nach Hause. Längst ist Jula ein Familienmitglied geworden – genauso wie Stephanies Mann Johannes, ihr Sohn Josef und ihre drei weiteren Hunde Rosi, Erna und Thea. „Ich muss natürlich auch meinen Alltag nach dem Hund richten. Vor allem in der Zeit in der Ausbildung. Wenn ich gut vorankommen möchte, muss ich einfach viel Zeit in meiner Freizeit investieren. Während andere heimkommen und erst einmal die Füße hochlegen, muss ich mit Jula natürlich abends auch nochmal raus“, erzählt Stephanie und lacht. Für sie ist das alles kein Problem. Denn schließlich hat sie ihr Leben schon immer mit Hunden geteilt, genauso wie ihr Mann Johannes. Er ist einer der „Dog Brothers“ und weit über die Region hin- aus als Hundetrainer bekannt.

„Dass er genauso hundeverrückt ist wie ich, das hilft natürlich ungemein. Das Thema Hund spielt bei uns eine große Rolle.“ Stephanie lacht wieder. Sie ist angekommen. Nicht nur in ihrem Leben, sondern auch in ihrem Job. Denn schon lange war die Hundestaffel Stephanies Traum. Dieser Traum erfüllte sich dann im März diesen Jahres, als eine Stelle bei den Zentralen Eisatzdiensten in Weiden frei wurde – und sie diese auch bekam. „Ohne die Unterstützung von meiner Familie könnte ich den Beruf als Diensthundeführerin gar nicht ausüben“, sagt die Polizeihauptmeisterin. „Mein Mann hat seinen ganzen Arbeitsalltag so umgestellt, dass er unseren Sohn morgens in den Kindergarten bringt und nachmittags wieder abholt. Dafür bin ich ihm auch unglaublich dankbar. Meine Eltern und meine Schwiegermutter unterstützen uns außerdem.“ Und so kann sich Stephanie jetzt auch völlig auf ihr Training mit Jula konzentrieren.

Heute auf dem Plan: Fährte, Stöbern nach Gegenständen, Unterordnung. Während Jula in ihrer Hundebox im Auto warten muss, legt ihr Frauchen in Uniform erst einmal eine Fährte in der angrenzenden Wiese. Dafür macht sie feste Schritte, streut anschließend Leckerlis in die Fußspuren. „Am Anfang beginnt man mit einem Fährtenquadrat“, erklärt die Diensthundeführerin. „Man stampft in der Wiese ein Quadrat, so dass Bodenverletzungen entstehen. Die Mikroorganismen in der Erde geben Gerüche ab. Leckerlis werden darin verteilt, so verknüpft der Hund dann den Geruch der Bodenverletzungen mit den Leckerlis. Man arbeitet sich von dem Fährtenquadrat langsam vor. Erst zwei, drei Schritte, dann werden das immer mehr – bis der Hund einer Schrittfolge folgen kann.“ So lernt Jula, später in der Praxis einer Fährte zu folgen, wenn zum Beispiel ein Täter aus einem Gebäude in den Wald flüchtet.

Harte Arbeit

Um in einer solchen Situation später außerdem Tatwerkzeuge oder Diebesgut finden zu können, trainiert Stephanie mit Jula außerdem das Stöbern von Gegenständen. Aber erst nach einer 15-minütigen Pause. Denn schließlich ist das alles für Jula harte Arbeit und wahnsinnig anstrengend. Deswegen darf sich die Hündin nun erst einmal etwas ausruhen, während Stephanie einen Geldbeutel, ein Klappmesser und einen Stift auf dem Gelände versteckt. Nach dem Kommando „Verloren“ ist Jula dann auch schon wieder im Einsatz. Mit der Nase auf dem Boden streift sie über die Wiese, bis sie die versteckten Gegenstände gefunden hat. „Natürlich sind diese kleinen Erfolgserlebnisse wichtig, die bestärken einen“, sagt Stephanie, sichtlich zufrieden mit der Arbeit ihrer tierischen Partnerin. „Natürlich gibt es auch immer mal wieder Tage, an denen es nicht so gut läuft. Da darf man dann nicht gleich in Frust verfallen. Denn es ist einfach so, dass die Hundeausbildung viel Zeit und Geduld braucht. Da muss man dann auch immer wieder seine eigene Erwartungshaltung überdenken und sich in kleinen Schritten vorarbeiten.“

Insgesamt dauert die Ausbildung eines Diensthundes bei der Polizei etwa zwei bis zweieinhalb Jahre. Insgesamt fünf Prüfungen müssen in dieser Zeit bestanden werden. Voraussichtlich Ende nächsten Jahres werden Stephanie und Jula die Schutzhunde-Ausbildung absolviert haben. Dann kann Jula auch jederzeit im Dienst eingesetzt werden. „Nach dieser ersten Ausbildungsphase folgt dann noch eine Spezialisierung“, erklärt Stephanie. „Je nachdem, ob Jula später als Drogenspürhund, Sprengstoffspürhund, Brandmittelspürhund, Leichenspürhund oder Datenträgerspürhund eingesetzt werden soll.“ Wie später ihr Berufsalltag genau aussehen wird, wissen Stephanie und ihre vierbeinige Partnerin Jula jetzt noch nicht. Aber zunächst ist es ohnehin erst einmal wichtig, die holländische Schäferhündin als Schutzhündin auszubilden. Schutzhunde begleiten ihre Hundeführer nicht nur zu Einsätzen, um Straftäter aufzustöbern, zu verfolgen und festzuhalten. Sie helfen außerdem bei der allgemeinen Absicherung von Großveranstaltungen wie Fußballspielen oder Demos und können Angriffe abwehren.

Chemie stimmt

„Deswegen mache ich mit Jula auch regelmäßig Umwelttraining“, erklärt Stephanie. „Ich gehe mit ihr in die Stadt, besuche mit ihr die Polizeiinspektion, fahre mit ihr Aufzug und laufe mit ihr Treppen, so dass sie für alle denkbaren Einsatzmöglichkeiten gerüstet ist.“ Ob ein Hund grundsätzlich als Polizeihund geeignet ist, zeigt sich schon im Welpenalter. Bei der Auswahl werden Tiere mit überdurchschnittlichem Spieltrieb und hoher Arbeitsmotivation bevorzugt. „Der Hund muss außerdem wesensfest sein. Das heißt: Er darf sich nicht von Kleinigkeiten beeindrucken lassen – zum Beispiel einem lauten Knall. Natürlich ist auch Schusssicherheit wichtig.“ Jula erfüllte alle Voraussetzungen. Und so durfte sie bei Stephanie und ihrer Familie einziehen. „Auch die Chemie hat zwischen uns sofort gestimmt“, sagt das Frauchen in Uniform. „Und so habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass Jula dann auch mein Diensthund geworden ist.“

Dass es einfach passt mit Stephanie und Jula zeigt sich dann auch auf dem Hundeplatz. Mit großer Begeisterung führt die Hündin die Kommandos aus, die ihre Hundeführerin ihr gibt. Nicht nur „Sitz“ und „Hier“ funktionieren schon gut, auch bei „Fuß“ weicht Jula Stephanie nicht von der Seite. Zur Belohnung gibt es ein paar Spiel- und Streicheleinheiten. Dann geht der Arbeitstag auch schon weiter. „Man muss schon Durchhaltevermögen, Biss und Fleiß haben, um diesen Job machen zu können“, sagt Stephanie. „Und in der Ausbildung muss man belastbar sein, da immer wieder Prüfungen und Leistungsfeststellungen anstehen. Für jemanden mit Prüfungsangst ist das definitiv nichts. Und auch nicht für jemanden, der keine Geduld hat. Denn so ein Hund ist eben nicht in einer Woche ausgebildet.“ Und so bleibt Stephanie auch heute dran und bereitet Jula gut gelaunt für die nächste Trainingseinheit des Tages vor. Denn sie weiß: „Je mehr Zeit man investiert, desto besser wird es. Und man wächst zusammen. Der Hund lernt dich zu lesen und du lernst den Hund zu lesen – und so wächst man auch als Team.“

Spezialisierte Einsatzgebiete von Polizeihunden

  • Rauschgiftspürhund
    Er sucht nach Betäubungsmitteln, auch wenn sie luftdicht
    verpackt oder in Fahrzeugen verbaut sind.
  • Banknotenspürhund
    Er sucht nach Bargeld, um täter zu überführen.
  • Datenträgerspürhund
    Er ist speziell zum Auffinden von Speichermedien ausgebildet.
  • Sprengstoffspürhund
    Er sucht nach verdächtigen Gegenständen, um die Sicherheit insbesondere auf Großveranstaltungen zu gewährleisten.
  • Leichenspürhund
    Er sucht nach menschlichen Überresten, auch im Wasser.
  • Personensuche
    Sie helfen, vermisste Personen oder flüchtige Täter zu finden – sowohl im freien Feld, Wald als auch in Gebäuden.
  • Beweismittelsuche
    Ihr überragender Geruchssinn ergänzt die menschliche Arbeit bei der Suche nach Beweismitteln.
  • Einsatz bei Großveranstaltungen
    Sprengstoffspürhunde werden präventiv eingesetzt, während Schutzhunde bei Fußballspielen oder Demonstrationen zur Sicherheit beitragen.
  • Verfolgung und Festnahme
    Schutzhunde unterstützen die Polizeibeamten bei der Verfolgung von Straftätern und können diese stellen.
  • Absicherung
    Sie ergänzen die Polizeiarbeit.

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