Im „Dragonskull” am Weidener Unteren Markt kann man in die Welt der Ritter, Drachen und ins Mittelalter eintauchen. Ein Blick hinter die Kulissen eines ungewöhnlichen Familienunternehmens.
Drachenschädel, Schwerter und mittelalterliche Roben zieren von außen das Schaufenster eines Geschäfts am Unteren Markt in Weiden. Dafür zuständig ist Annette Reichel: Sie führt mit ihrer Familie das „Dragonskull” in der Innenstadt.
Anette hatte die eigentliche Idee zum Geschäft 2013 nach einer Wikinger-Party im Weidener Kir Royal gehabt. „Es haben einfach so viele Leute nach der Drachen-Deko gefragt, die ich für die Party organisiert hatte.” Aufgrund der Nachfrage eröffnete sie 2014 Dragonskull.
Die Begeisterung dafür haben Ritterturniere in Kaltenberg im Landkreis Landsberg entfacht. „Da waren meine beiden Kinder, Julia und Lena, noch ganz klein”, erinnert sich Anette. Die inzwischen 27-jährige Lena findet Drachen und Mittelalter auch super.
Wie ist die Familie auf den Namen Dragonskull gekommen? „Mich faszinieren einfach Drachen und Totenschädel, also habe ich die beiden englischen Begriffe einfach zusammengesetzt”, erklärt die 59-jährige Mutter Anette.
Die Kunden kämen aus Weiden, Vohenstrauß, Neustadt, Vilseck, Grafenwöhr, aus dem Nürnberger Land, Hamburg und sogar der Schweiz.
Für die 29-jährige Tochter Julia ist LARP (Live Action Role Play) ein großes Thema. „Mein Mann Fabian hat mich dazu gebracht. Er macht das schon etwas länger.” Im Laden bietet die Familie auch entsprechende LARP-Kleidung wie Schilde, Schwerter und Schmuck an. Mutter Anette fertigt darüber hinaus auch handgemacht Handtaschen.
„Waffen, Schmuck und andere Accessoires gehen bei uns eigentlich immer”, meint sie. Außerdem gibts im Laden auch Steampunk-Sachen. Ihr Angebot bezieht die Familie über verschiedene Lieferanten.
Neben ihrem Geschäft ist die Familie auch auf Mittelaltermärkten in Waidhaus, Nabburg, Pressath, Bärnau und Vilseck vertreten. „Dort sind vor allem unsere Gugel sehr gefragt”, erklärt Julia. Ein Gugel ist eine Kopfbedeckung mit Kragen und Kapuze aus dem 14. Jahrhundert.
„Mir gefällt auf den Mittelaltermärkten vor allem die Atmosphäre, die kostümierten Schausteller und das etwas andere Essen”, sagt Annette. Dabei haben es ihr Hanffladen, gebratene Maultaschen in Rollenform und verschiedene Sorten von Honigwein angetan.
Auf den Märkten hüllt sie sich gerne in mittelalterliche Outfits. Anettes Lebenspartner, Frank Höllriegl, kümmert sich anderem um den Aufbau der Stände und um die Logistik.
Im Mittelalter leben möchte die Familie aber keinesfalls. „Alleine wegen der mangelnden Hygiene, den Krankheiten, der niedrigen Lebenserwartung und wegen der ständigen Kriege wäre das nichts für mich”, erklärt die 29-jährige Julia.
Für Mutter Anette ist die Vorstellung im Mittelalter zu leben ebenfalls ein No-Go. In der Popkultur werde das Mittelalter zu sehr romantisiert. „Frauen hatten da, bis auf wenige Ausnahmen, leider nichts zu melden”, meint Anette. „Heutzutage möchte da eigentlich niemand mehr leben.”