Romeo und Julia, Marie und Pierre Curie, John Lennon und Yoko Ono – sie zählen zu den bedeutendsten Paaren der Geschichte. Eine Liste voll außergewöhnlicher Lieben, die nun um einige Pärchen reicher wird. Denn es liegt Liebe in der Luft.
Im Monat der Liebe erzählen Liebende aus der Oberpfalz von ihren ganz großen Gefühlen. Von ihren schönsten Momenten. Ihren schwersten Hürden, die sie gemeinsam bewältigt haben. Und sie verraten, warum sie sich sicher sind, die Liebe fürs Leben gefunden zu haben.
An Liebe auf den ersten Blick glaubte Florian Krapf lange nicht – bis er am 15. September 2021 Chaeri Shin begegnet. In seiner Wahlheimat, der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, lernt er die Koreanerin bei einem Interview kennen. Florian ist dort erfolgreiches Model und TV-Star. „Damals war ich nur auf meine Arbeit fokussiert. Sie war das Wichtigste in meinem Leben.“ Doch als Chaeri vor ihm steht, ist der gebürtige Weidener „baff“. „Ich sollte über mein Leben in Südkorea erzählen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass mir so etwas passiert – es hat sofort gefunkt. Das Kuriose: Sie hatte an diesem Tag ein Dirndl an, ich eine koreanische Tracht, einen Hanbok. Das war überhaupt nicht geplant“, erzählt Florian und lacht.
Auch im Gespräch merkt das Model schnell, dass es „einfach passt“. „Wir hatten viele Gesprächsthemen, gleiche Ansichten. Sie ist ein sehr feinfühliger Mensch.“ Schon kurze Zeit später treffen sie sich wieder, merken, wie schön die Nähe des anderen ist. „Am 21. November 2021 habe ich ihr gesagt, wie gern ich sie mag und dass ich mir eine Beziehung mit ihr wünsche. Ich erinnere mich, wie nervös ich an diesem Tag war. Doch ich hatte Glück, denn sie fühlte genauso.“
Inzwischen sind Chaeri und Florian seit 802 (Stand 1. Februar) Tagen ein glückliches Paar, leben seit mehr als eineinhalb Jahren in einer gemeinsamen Wohnung. „Die Tage zu zählen ist eine koreanische Angewohnheit“, erklärt der 29-Jährige. „Wir feiern alle 100 Tage – und natürlich auch den Jahrestag.“ Unüblich ist hingegen, dass die beiden so schnell zusammengezogen sind. „Das passiert in Südkorea normal erst, wenn man verheiratet ist. Doch als ihre Eltern Corona hatten, ist sie vorübergehend bei mir eingezogen. Sie ist Lehrerin und durfte sich nicht anstecken. Unser Zusammenleben hat so gut funktioniert, dass sie geblieben ist. Heute könnten wir es uns nicht mehr anders vorstellen.“
Hinter den beiden liegen aufregende Jahre voll zahlreicher Gemeinsamkeiten. „Wir lieben das gleiche Essen, Filme, Bücher und sind feinfühlig. Wir lieben es, Neues auszuprobieren. Vor kurzem haben wir einen eigenen Geldbeutel kreiert. Das Wichtigste ist aber: Für uns beide liegt der Fokus klar auf dem anderen.“ Auch Rituale prägen ihren Alltag. Florian ist als Model und TV-Star viel unterwegs, wird für Shootings und Auftritte gebucht. Chaeri unterrichtet und besucht anschließend die Universität, an der sie gerade ihren Master macht. „Jeden Sonntag schreiben wir kleine Notizen füreinander. Da wir uns während der Woche kaum sehen, ziehen wir jeden Tag einen Zettel, den der andere geschrieben hat. Darauf steht beispielsweise, wie sehr wir uns lieben oder etwas Motivierendes.“ Auch das gemeinsame Abendessen gehört in der Beziehung von Florian und Chaeri dazu. „Wenn wir uns schon den ganzen Tag über nicht sehen, nutzen wir diese Zeit umso mehr. Wir erzählen uns, was passiert ist, wie es uns geht – und meistens schauen wir danach noch einen Film und sie schläft in meinen Armen ein.“
Doch auch die internationale Liebe musste schon so manche Hürde überwinden. „Es ist wichtig, sich in den anderen hineinzuversetzen. Jeder hat andere Gewohnheiten, andere Blickwinkel. Wenn man sich liebt, muss man lernen, den anderen zu verstehen“, betont Florian und erzählt eine Situation, aus der er „gelernt“ hat. „Meine Freundin legt großen Wert auf die Feier der 100 Tage in unserer Beziehung. Das 200-Tägige habe ich falsch berechnet und den Tag vergessen. Sie war so enttäuscht. Also werde ich künftig mehr darauf achten.“ Auch Florians Arbeit als Model brachte schwierige Situationen mit sich. „Ich arbeite oft mit Frauen zusammen. Wenn sie die Bilder der Shootings oder TV-Auftritte gesehen hat, war sie oft ein wenig eifersüchtig. Jetzt zeige ich ihr immer das Skript im Vorfeld und erzähle ihr, was ich machen werde. So sieht sie, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.“
Auch Chaeri geht auf Florians Bedürfnisse ein. „Mir ist es wichtig, dass ich mit meiner Partnerin mehrmals pro Tag in Kontakt stehe, auch, wenn wir uns nicht sehen. Sie war das genaue Gegenteil, also keine große Nachrichtenschreiberin. Aber da sie wusste, wie bedeutend das für mich ist, hat sie sich bemüht – und heute sind wir unzertrennlich.“
Die Liebe der beiden wächst. Florian hat engen Kontakt zu Chaeris Familie in Seoul und auch die junge Koreanerin reist mit dem 29-Jährigen in die Oberpfalz, um seine Wurzeln kennenzulernen. Ende 2023 wagt Florian den großen Schritt und entschließt: „Ich will der Frau meines Lebens einen Antrag machen.“ Er mietet am 11. November ein Haus an der Küste und stellt Chaeridort mit einem selbst entworfenen Ring die große Frage. Ihre Reaktion: „Sie war sehr überrascht“, erinnert sich der gebürtige Weidener und lacht. „Was ich nicht wusste – in Korea ist ein Antrag eher wie ein Business-Vertrag. Im Vorfeld klärt man alle wichtigen Details, erst dann macht man den Antrag. Ganz anders als in Europa.“ Natürlich lautet Chaeris Antwort dennoch: Ja.
Florian ist sich sicher, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben, mit der er alt werden will. „Wenn ich mit ihr zusammen bin, kann ich der Mensch sein, der ich bin. Das hat vorher noch niemand geschafft. Gleichzeitig stärkt und unterstützt sie mich. Vor kurzem hatte ich einen Auftritt bei einer großen Quizshow. Ich war so nervös. Sie hat mir ein Notizbuch gegeben, in das sie all meine Stärken geschrieben hat. Sie glaubt an mich. Und ich glaube an sie.“
In den kommenden Jahren will das Paar in Südkorea bleiben und das Leben in der Großstadt genießen. Wo später ihre Zukunft liegen wird? „Wenn wir Kinder haben, gehen wir vielleicht nach Deutschland. Aber grundsätzlich sehe ich mich da, wo Chaeri ist. Es ist nicht wichtig, wo man ist. Es ist wichtig, bei der Person zu sein, die man liebt.“