Eine ungewöhnliche Wahl, die ihre Faszination aus Trauerbewältigung und Mitgefühl zieht: Nela Zeitler hat eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen. Warum sie diese Entscheidung nie bereut hat.
Während viele Jugendliche eine Ausbildung im Büro, Einzelhandel oder Gastgewerbe wählen, hat sich die 17-jährige Nela Zeitler aus Nabburg für einen ganz anderen Weg entschieden: Sie macht eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft im Bestattungsunternehmen Bauer in Weiden. Wir haben sie besucht und gefragt, warum sie sich für diesen besonderen Beruf entschieden hat.
Erste Berührungspunkte mit der Bestattungsbranche hatte Nela durch ihren Freund Alexander. „Eine Bekannte von ihm betreibt in Zwickau ein Bestattungsunternehmen, und dort habe ich zum ersten Mal Kontakt mit dem Beruf bekommen.” Eigentlich wollte sie nach der Fachoberschule Psychologie studieren, doch die Art und Weise, wie Bestatter*innen mit trauernden Angehörigen umgehen, faszinierte sie.
„Das hat viel mit Psychologie zu tun, weil man sich in die Menschen hineinversetzen muss”, erklärt sie. Schließlich suchte sie gezielt nach einer Ausbildungsstelle und bewarb sich bei Bauer Bestattung in Weiden. Sie ist jetzt im ersten Lehrjahr als Bestattungsfachkraft. „Wäre das nichts geworden, hätte ich vielleicht auch eine Ausbildung zur Floristin gemacht”, ergänzt sie.
Nelas Familie stand ihrer Berufswahl zunächst kritisch gegenüber. „Meine Eltern konnten sich das überhaupt nicht vorstellen und waren alles andere als begeistert”, erinnert sie sich. Mittlerweile hätten sie sich jedoch damit arrangiert. Ganz anders reagierte ihr Freundeskreis: „Die fanden es super spannend, und eine Freundin hat sich sogar auch für die Ausbildung entschieden.”
Während ihrer drei Ausbildungsjahre lernt Nela, wie man Trauergespräche führt, Verstorbene ankleidet und beisetzt, Dekorationen auswählt und Traueranzeigen gestaltet. „Manchmal helfe ich sogar beim Grabschaufeln mit”, erzählt sie.
Ihr Blick auf den Tod hat sich durch die Arbeit kaum verändert. „Ich bin generell ein offener Mensch, was das Thema angeht. Aber durch meine Ausbildung hat der Tod für mich eine noch tiefere Bedeutung bekommen.”
Trotz ihrer Offenheit gibt es Tage, die ihr besonders nahegehen. „Am schwierigsten ist es, wenn ich mit Fehlgeburten oder verstorbenen Kleinkindern zu tun habe”, gibt sie zu. Solche Erlebnisse beschäftigen sie länger, doch sie betont: „Ich kann trotzdem noch abschalten, auch wenn ich gehört habe, dass die Belastung auf Dauer sehr hoch sein kann.”
Die 17-Jährige hat den Eindruck, dass die junge Generation offener über den Tod spricht als die ältere. „Viele Ältere meiden das Thema oder wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.” Auch die Arbeit von Bestatter*innen bleibt für viele unsichtbar. „Die Menschen bekommen gar nicht mit, was alles organisiert werden muss.”
Dazu gehören nicht nur Beisetzungen, sondern auch Dinge wie:
Trotz der Herausforderungen fühlt sich Nela in ihrem Beruf absolut richtig. „Ich bereue meine Entscheidung kein Stück.“ Ihr Rat an alle, die sich für den Beruf interessieren? „Macht ein Praktikum und probiert es aus – wenn es euch gefällt, dann zieht es durch.“