Weitaus überwiegend digital statt analog, spielerisch und praxisorientiert statt in Form langweiliger Vorträge. So hat sich die Berufsinformation in den letzten 50 Jahren grundlegend gewandelt.
Die Art und Weise, wie Menschen sich über Berufe informieren, hat sich in den letzten Jahren unglaublich stark verändert. Technologische Entwicklungen, gesellschaftliche Veränderungen und der Wandel auf dem Arbeitsmarkt haben dazu beigetragen, dass heutige Jugendliche eine völlig andere Herangehensweise an die Berufswahl haben als ihre Eltern oder Großeltern.
Während früher persönliche Kontakte und gedruckte Medien dominierten, steht heute das Internet mit unzähligen digitalen Plattformen im Mittelpunkt.
In den 1970er Jahren waren die Möglichkeiten, sich über Berufe zu informieren, begrenzt. Die meisten Schüler erfuhren durch Eltern, Lehrer oder Freunde von verschiedenen Berufswegen. Informationsmaterialien wie Broschüren, die oft in der Schule verteilt wurden, oder Berichte in Zeitungen und Zeitschriften waren wichtige Informationsquellen.
Arbeitsämter boten gelegentlich Berufsberatungsgespräche an – die allerdings nicht für jeden zugänglich waren und oft nur allgemeine Informationen enthielten. Praktika waren damals seltener und oft auf handwerkliche Berufe beschränkt, sodass praktische Erfahrungen bei der Suche nach einer geeigneten Ausbildung begrenzt blieben.
Die Rolle der Familie war besonders prägend: Viele Jugendliche entschieden sich für Berufe, die in ihrem sozialen Umfeld bekannt waren, oder übernahmen die Tätigkeiten ihrer Eltern. Berufsbilder wurden zudem stark durch traditionelle Rollenbilder geprägt. Für viele Mädchen galten Jobs wie Erzieherin oder Sekretärin als naheliegend, während Jungen eher zu handwerklichen oder technischen Berufen tendierten.
Mit den 1990er Jahren und dem Beginn der digitalen Revolution öffneten sich neue Informationskanäle rund – auch um das Themenfeld Ausbildung. Das Internet begann, erste Berufsinformationen verfügbar zu machen. Unternehmen entdeckten ihre Websites als Plattformen, um Stellenangebote und Ausbildungsplätze zu präsentieren.
Online-Portale wie die der Bundesagentur für Arbeit oder private Jobbörsen etablierten sich. Sie boten nicht nur Informationen zu Berufen, sondern auch interaktive Tests zur Berufsorientierung.
Ein entscheidender Wendepunkt kam mit der Jahrtausendwende und der Verbreitung von Social Media. Plattformen wie YouTube, Facebook oder später Instagram und TikTok revolutionierten den Zugang zu Informationen. Jugendliche konnten nun authentische Einblicke in Berufe gewinnen, indem sie Erfahrungsberichte von Berufstätigen sahen oder Unternehmen direkt folgten.
Influencer, die ihre Karrierewege dokumentierten, boten eine neue Art der Berufsorientierung. Berufe, die vorher wenig präsent waren – wie etwa Tätigkeiten im Bereich der digitalen Medien oder der Start-up-Kultur – wurden plötzlich greifbar und attraktiv.
Auch Schulen und Berufsberatungen passten sich dem Wandel an. Online-Bewerbungsworkshops, digitale Berufsorientierungstests und virtuelle Karrieremessen gehören heute zum Standard. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung von Praktika und Schülerprogrammen, die mittlerweile in fast allen Branchen möglich sind. Schüler haben die Möglichkeit, frühzeitig Einblicke in die unterschiedlichsten Berufsfelder zu erhalten – oft schon während der Schulzeit und unterstützt durch umfangreiche digitale Tools.
Ein großer Vorteil der heutigen Methoden ist die Vielfalt und Zugänglichkeit. Informationen stehen rund um die Uhr zur Verfügung, und dank KI-gestützter Plattformen können Jugendliche Berufe finden, die genau zu ihren Interessen und Fähigkeiten passen.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Die schiere Menge an Informationen kann überwältigend sein, und nicht immer ist klar, welche Quellen vertrauenswürdig sind. Die Herausforderung für angehende Azubis besteht heute darin, diese Fülle an Möglichkeiten effektiv zu nutzen und eine fundierte Entscheidung zu treffen – eine Fähigkeit, die durch moderne Berufsberatungsprogramme gefördert werden kann.