OTon: Bühne frei und Handy aus | Weiden24

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Noch ist der Vorhang zu. Doch bald beginnt die Vorstellung. Und dann heißt es – Handy aus und Blick auf die Bühne.  (Symbolbild: Sebastian Kahnert/dpa)
Noch ist der Vorhang zu. Doch bald beginnt die Vorstellung. Und dann heißt es – Handy aus und Blick auf die Bühne. (Symbolbild: Sebastian Kahnert/dpa)
Noch ist der Vorhang zu. Doch bald beginnt die Vorstellung. Und dann heißt es – Handy aus und Blick auf die Bühne. (Symbolbild: Sebastian Kahnert/dpa)
cancel
info
Noch ist der Vorhang zu. Doch bald beginnt die Vorstellung. Und dann heißt es – Handy aus und Blick auf die Bühne. (Symbolbild: Sebastian Kahnert/dpa)

OTon: Bühne frei und Handy aus

Nach vielen Jahren hat unsere Volontärin mal wieder ein Theaterstück besucht – und war überrascht. Unterhaltung kann also auch ohne Handy und Bildschirme funktionieren? Sehr wohl, findet Kathrin Halbhuber.

Das Licht geht aus, der Vorhang öffnet sich, das Gemurmel des Publikums verstummt. Alle Blicke sind nach vorne gerichtet. Zu sehen ist kein Bildschirm wie im Kino, sondern echte Menschen. Mal sind sie kostümiert, mal ganz schlicht gekleidet, tragen viel oder wenig Schminke, singen, flüstern oder schreien. In jedem Fall gilt aber: Auf der Bühne erwecken sie eine Geschichte zum Leben. Doch wovon ist hier eigentlich die Rede? Ich habe nach zig Jahren mal wieder ein Theaterstück besucht – nicht ganz unfreiwillig, aber doch gezwungenermaßen. Als Volontärin musste ich zusammen mit anderen angehenden Redakteuren an einer Schulung teilnehmen. Auf dem Programm stand Kulturjournalismus. Die Aufgabe: Eine Theaterkritik schreiben. Meine Reaktion: „Oh, Gott, wie soll ich das schaffen?”

Noch bevor der Kurs losging, sind mir sämtliche Klischees in den Kopf gekommen. Theater ist öde, dauert zu lange, ich verstehe den Sinn dahinter nicht oder es rennen nackte Menschen auf der Bühne umher. Was mich aber erwartet hat, war ganz anders: Das Bühnenbild und die Kostüme strotzten vor Farben, die Darstellungen der Schauspieler ließen mich schmunzeln und erstarren. Und nackt war auch niemand! Sogar echte Tiere brachten sie auf die Bühne – was sicherlich streitbar ist. Theaterstücke sollten meiner Meinung nach aber genau das sein: streitbar. Zum Nachdenken anregen. Emotionen wecken. Dafür muss man aber auch mal eine Aufführung besuchen.

Was mir besonders daran gefallen hat: Im Theater bin ich ganz nahe dran – kein Bildschirm trennt mich vom Geschehen. Viel zu oft starre ich auf mein Handy und schaue mir geistesabwesend irgendwelche Videos an. Bei einem bleibe ich dann vielleicht auch ein paar Sekunden hängen, bevor die Flut an Bildern weitergeht. Die Folgen: Entweder man stumpft ab oder lässt sich blind von Emotionen leiten – ohne Einordnung, ohne Kontext. Während des Theaterbesuchs hatte ich kein einziges Mal das Bedürfnis, auf mein Handy zu gucken. Das hängt natürlich auch davon ab, welches Stück man sich ansieht. Länger als zwei Stunden darf es dann trotzdem nicht sein. Ich habe dadurch aber mal wieder gemerkt, dass Unterhaltung auch anders funktionieren kann – und zwar ganz ohne Bildschirm.

Hintergrund

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

    north