Bier, Hendl und Feierlaune erwarten Gäste in den Wiesnzelten. Doch jedes Zelt ist ein bisschen anders - und die Zelte haben feste Biermarken.
In allen Bierzelten auf dem Münchner Oktoberfest wird gefeiert, geflirtet und getrunken. Doch es gibt - zumindest nüchtern betrachtet - deutliche Unterschiede. Und es fließt auch unterschiedliches Bier. Eine Zeltkunde:
Das Armbrustschützenzelt stand schon im Jahr 1895 auf dem Oktoberfest, unter anderem zur Bewirtung von Schützen. Die Boxen und Balkone sind nach heimischen Tieren benannt: Von A wie Adler bis W wie Wildsau. Hier wird die Schützen-Tradition hochgehalten. In einem Anbau gibt es eine 30 Meter lange Schießbahn. Ausgeschenkt wird: Paulaner.
Im Zelt der ältesten Münchner Brauerei Augustiner feiern vor allem Münchner sich selbst und die bayerische Gemütlichkeit. Nur hier wird das Bier noch aus traditionellen Holzfässern gezapft, den Hirschen. Hier gibt's - wie der Name schon sagt - Augustiner Bier.
Die Pschorr Festhalle „Bräurosl“ ist nach der Tochter des früheren Brauereibesitzers Pschorr benannt. Auch dort geht es weitgehend urig und gemütlich zu - mit Ausnahme des ersten Wiesn-Sonntags. Dann feiern hier Tausende Homosexuelle den „GaySunday“. Getrunken wird Hacker Pschorr.
Bei der Fischer-Vroni feiern gerne ältere Gäste, aber auch Touristen. In diesem vergleichsweise kleinen Zelt gibt es eine bayerische Spezialität: Steckerlfisch. Ausgeschenkt wird Augustiner.
Jugendlich ist das Publikum, das im Hacker Festzelt unter dem „Himmel der Bayern“ feiert. Mit seiner weiß-blauen Decke und kleinen Wölkchen gilt es als eines der schönsten Zelte. Wie der Name schon sagt: Man trinkt Hacker.
Das mit fast 10 000 Plätzen drinnen und draußen das größte und vermutlich auch lauteste Zelt: Im Hofbräu-Zelt treffen sich vor allem Touristen aus aller Welt, die das Bier schon im Hofbräuhaus kennen und lieben gelernt haben. Aus dem Zelt dröhnt schon morgens, bevor die Musik anfängt, Grölen über den Festplatz. Auch hier ist der Name Programm: In den Krügen gibt es Hofbräu-Bier.
Nirgendwo geht es exklusiver zu als in Käfers Wiesn-Schänke. Die Promi-Dichte ist hoch, im Käfer-Zelt gibt es neben Paulaner-Bier auch Wein und Champagner.
Im Weinzelt der Familie Kuffler liegt der Fokus - wie der Name schon sagt - nicht auf dem Bier. Dort gibt es kein Helles in Maßkrügen, dafür Wein in großer Vielfalt und Champagner. Paulaner liefert das Weißbier vom Fass.
Ein großer Löwe über dem Eingang brüllt „Löööööwenbrääääu“ und zieht damit Einheimische und Zugereiste gleichermaßen an. Mit mehr als 8000 Plätzen gehört die Festhalle zu den größeren Zelten. Was es zu trinken gibt, brüllt der Löwe.
Wo jahrzehntelang Promis im Hippodrom feierten, steht seit 2014 der Marstall. Vieles ähnelt im Marstall dem Vorgänger: Champagnerbar, Tischdecken und erlesene Speisekarte. Und prominente Gäste, die Spaten-Bier trinken.
In der Ochsenbraterei geht es zünftig zu. Seinen Namen hat das Zelt von dem großen Ochsen am Spieß, der nicht nur Dekoration über dem Eingang, sondern auch die wichtigste Attraktion im Innern dieses Festzelts ist. Seit fast 130 Jahren werden hier ganze Ochsen am Stück gebraten. Sie haben Namen: Paul, Max und Bernhard hingen schon am Spieß. Das Bier hier heißt: Spaten.
Im Schottenhamel wird das größte Volksfest der Welt traditionell eröffnet: Der Oberbürgermeister zapft hier das erste Fass Bier an und gibt damit den Startschuss für das Fest. Danach strömen überwiegend junge, feierfreudige Menschen aus München und Umgebung in das Zelt. Auch im Schottenhamel wird Spaten getrunken.
Auch im Schützenzelt werden urbayerische Gemütlichkeit und Feierfreude in Ehren gehalten. Nach wie vor findet - abseits der feiernden Gäste - an 110 Schießständen das traditionelle Oktoberfest-Landesschießen des Bayerischen Sportschützenbundes statt. Hier gibt's: Löwenbräu.
Zur Jubiläums-Wiesn 2010 leistete sich die Paulaner-Brauerei einen kompletten Neubau. Sein Wahrzeichen ist der Turm mit dem sich drehenden Paulaner Maßkrug unterhalb der Bavaria. Die Paulaner Festhalle - früher Winzerer Fähndl - hat schon längere Zeit eine zentrale Bierversorgung: Eine Ringleitung im Boden garantiert, dass der Bierfluss nicht ins Stocken gerät. Welches Bier hier getrunken wird, dürfte klar sein.
Schuhplattler, Goaßlschnalzer, zünftige Blasmusik, Alt-Münchner Schmankerl und Augustiner-Bier: Hier kommen traditionsbewusste Gäste auf ihre Kosten, denen Landhaus-Mode und Mini-Dirndl ein Gräuel sind. Trachtler, Schuhplattler und Goaßlschnalzer sorgen für „griabige“ (gemütlich-kernige) Stimmung.
„Nachfolger“-Zelt des Herzkasperl-Zelts, das Volkstanzbegeisterte und Fans von moderner Volksmusik lockte: Junge Gruppen, die mit stilübergreifenden Elementen neue Richtungen entwickeln, boten hier ein abwechslungsreiches Programm. Der Wirt der Boandlkramerei hat versprochen: Das wird es auch bei ihm geben. Der Herzkasperl-Wirt stritt vor Gericht um seinen Platz auf der Wiesn - erfolglos. Auch hier gibt es Augustiner.
Seit 2022 auf der Oidn Wiesn, folgte dem Zelt Schönheitskönigin nach - allerdings ohne Rechtsstreit durch die Instanzen. Auf der Bühne: Volkssänger, Gstanzl-Größen und Blasmusiker. Wer hier einkehrt, darf mitsingen. Gelegentlich wird aber auch zum Zuhören aufgefordert - damit die Darbietungen unverstellt zu hören sind. Getrunken wird Augustiner und Weißbier von Hacker Pschorr.
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