Wer steht bei der Bundestagswahl am 23. Februar im Wahlkreis 234 zur Wahl? Welche Themen treiben sie an? Wir stellen die Direktkandidat*innen vor. Für die FDP tritt der 62-jährige Professor Theodor Klotz an.
Warum sollten junge Leute Sie wählen?
Klar, ich bin schon ein bisschen älter, habe aber zwei Kinder, zwölf und 18 Jahre. Die wissen genau, was sie wollen. Vor allem wollen die nicht, dass der Staat ihr Erziehungsberechtigte ist, sondern sie wollen Lösungen für ihre Zukunft.
Ihr größtes politisches Vorbild?
Das ist Hans Dietrich Genscher von der FDP, ehemaliger Außenminister, jetzt leider verstorben. Der hat nämlich die gleichen abstehenden Ohren wie ich.
Ihr größtes Anliegen für die Region?
Wir sind in der Region gut aufgestellt. Ich wünsche mir, dass die Region auf Augenhöhe zu München oder zu Oberbayern ist, insbesondere was Innovation und Start-ups angeht. Ländlich sind wir sehr gut aufgestellt und wir haben sehr viele interessante Firmen hier. Also eigentlich nur auf Augenhöhe mit München, dann läuft's hier.
Mit welcher Partei würden Sie zusammenarbeiten und mit welcher nicht?
Zusammenarbeiten würde man mit der CDU/CSU klar. Mit welcher nicht ist ganz klar die AfD und auch die Grünen. Die beiden Parteien gehen momentan gar nicht.
Welcher Punkt aus Ihrem Wahlprogramm ist für Sie der wichtigste?
Ganz einfach Selbstbestimmung. Das ist ein Grundthema der FDP. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Natürlich muss man ihm helfen, wenn er in Not gerät. Aber Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit, das sind die Grundwerte, für die ich stehe und für die auch die Jugend, so schätze ich es ein, einsteht.
Wie verhindern Sie, dass alles noch teurer wird?
Die Leute müssen von ihrem Gehalt gut leben können. Dazu gehört, dass man die Steuerprogression abschafft. Es kann ja nicht sein, dass wenn man mehr arbeitet, von 100 Euro nur noch 20 Euro übrig bleiben, weil der Rest der Staat kassiert und andauernd neue Verbote oder eine neue Steuer kommen.
Wie soll Deutschland mit dem Thema Mindestlohn umgehen?
Der Mindestlohn hängt ab von der Tarifautonomie. Das bedeutet, die Unternehmen und die Gewerkschaften verhandeln den Mindestlohn. Der Mindestlohn hängt natürlich auch ab von der wirtschaftlichen Lage. Wenn die wirtschaftliche Lage sehr schlecht ist, kann ich den Mindestlohn nicht beliebig erhöhen. Wenn die sehr gut ist, kann man den Mindestlohn anpassen. Das bedeutet, die Politik sollte sich da gar nicht so viel einmischen, sondern die Gewerkschaften und die Arbeitgeber verhandeln den Mindestlohn.
Wie schaffen Sie bezahlbare Wohnungen?
Da gibt es eine ganz einfache Regel: Bauen, bauen, bauen. Bauen kann man nur, wenn es einigermaßen kostengünstig ist. Wir haben in Deutschland eine Verteuerung des Bauens in den letzten Jahren erlebt, die beispiellos ist.
Allein die Bauvorschriften machen in Deutschland über 30 Prozent des gesamten Baukostenvolumens aus, in Österreich 8 Prozent. Wir müssen da von der Bürokratie weg.
Es hilft ganz klar nicht die Mindestmiete, denn dann wird auch nicht mehr gebaut.
Wenn mehr Wohnungen da sind, dann hat man auch mehr Angebot und dann werden die Mieten auch fallen.
Wie wollen Sie Ausbildung und Studium fairer machen?
Jeder muss die gleichen Chancen haben. Egal woher er kommt, welche Religion, aus welchem Land, welchen Alters oder welchen Geschlechts er ist.
Für die Zukunft muss er dann auch selbstverantwortlich sein dürfen. Jeder muss aus seinem Leben das machen können, was er möchte und was er erreichen möchte. Da muss man ihm helfen, aber man soll ihn nicht gängeln.
Ein Tempolimit auf der Autobahn ist ...?
Abzulehnen, das ist ganz klar. Wir haben genug Verbote, wir haben genug Limits, wir haben genug Vorschriften.
Wie kann man den öffentlichen Nahverkehr verbessern?
Der öffentliche Nahverkehr ist ein Problem, gerade hier auf dem Land. Ohne Auto geht's nicht. Die Idee, das Auto abzuschaffen, das funktioniert nicht.
Ich finde die Regelung hier im Landkreis eigentlich ganz gut für die Zukunft. Wenn man jetzt so 5 bis 10 Jahre vorausdenkt, wird das autonome Fahren einen großen Stellenwert bekommen.
Was wir hier in Deutschland oder in Europa machen müssen: Wir dürfen nicht zuerst regulieren und dann erlauben, sondern wir müssen hier technikoffen sein und autonomes Fahren rasch ermöglichen, soweit es denn marktreif ist.
Wie sollte Deutschland mit aktuellen weltweiten Konflikten umgehen?
Deutschland hat seine Stärke nicht in der militärischen Seite, sondern in der wirtschaftlichen. Solange unsere Wirtschaft gut läuft, sind wir auf der Welt anerkannt und können dann auch unsere Interessen vertreten.
Momentan läuft sie nicht, wir haben seit drei Jahren Nullwachstum. Sogar die Engländer, die aus der EU ausgetreten sind, haben 0,9 Prozent Wachstum und die Spanier 3,4 Prozent.
Was wir unbedingt machen müssen, um unseren Einfluss und unsere Interessen zu stärken: Die Wirtschaft muss in Gang kommen.
Wie wichtig ist Klima- und Umweltschutz?
Klima- und Umweltschutz ist natürlich sehr wichtig, da brauchen wir nicht drüber reden. Wir müssen aber ideologiefrei und technikoffen sein. Das Verbrennerverbot halte ich für falsch. Die bessere Technik wird sich durchsetzen und wenn das E-Auto besser ist, wird es sich durchsetzen.
Die Idee, dass man mit Verboten die Welt retten kann und damit selber in die Armut und in den wirtschaftlichen Niedergang geht, kann nicht funktionieren. Dazu sind wir auch einfach zu klein.
Wie gehen Sie mit Migration und Integration um?
Migration muss sein. Wir brauchen geregelte Zuwanderung. Es ist klar, dass wir ohne Zuwanderung nicht unseren Lebensstandard halten werden.
Was nicht gut ist, ist die irreguläre Migration. Hier müssen wir aufpassen, dass wir die Leute nicht überfordern. Ich glaube auch, dass keiner hier in der Region etwas gegen Einwanderer oder Migration hat. Wir müssen gucken, dass Migranten möglichst rasch hier Arbeit bekommen, ihr eigenes Geld verdienen, sich qualifizieren und Aufstiegsmöglichkeiten bekommen.
Illegale Migranten? Da wäre ich dafür, dass wir schon ein bisschen restriktiver sind.
Welche drei Werte beschreiben Ihre politische Arbeit am besten?
Freiheit. Ohne Freiheit ist alles nichts. Selbstbestimmung. Jeder ist seines Glückes Schmied. Man muss ihn in Notlagen unterstützen. Und Eigenverantwortung. Ich bin für mich selbst verantwortlich. Ich glaube, auch die Jugend möchte nicht mehr gegängelt werden. Die Jugend möchte keinen Staat als Erziehungsberechtigten, sondern möchte selbst entscheiden, wohin es geht.