Wer steht bei der Bundestagswahl am 23. Februar im Wahlkreis 234 zur Wahl? Welche Themen treiben sie an? Wir stellen die Direktkandidat*innen vor. Für die SPD tritt der 43-jährige Gregor Forster an.
Warum sollten junge Leute Sie wählen?
Mein Name ist Gregor Forster. Ich bin der Direktkandidat der SPD für den Wahlkreis Weiden-Tirschenreuth-Neustadt. Und ich bin hauptberuflich Lehrer, Realschullehrer. Seit zwölf Jahren unterrichte ich da junge Menschen in den Fächern Politik und Gesellschaft und Sozialkunde. Und ich hab dann auch noch drei Kinder zuhause und deswegen hab ich mein Ohr schon ziemlich nah am Puls der Zeit und krieg mit, was die jungen Leute so bewegt. Es freut mich auch, mich grad auch für die einzusetzen.
Ihr größtes politisches Vorbild?
Eigentlich sind es zwei. Einmal der Herbert Wehner und das andere ist der Rudi Dutschke. Das sind zwar total unterschiedliche Charaktere, aber beide verbindet irgendwie, die haben immer alles ohne großes Gelaber auf den Punkt gebracht und sich dann wirklich bemüht, für Dinge zu kämpfen, für die sie stehen.
Ihr größtes Anliegen für die Region?
Mein größtes Anliegen für Weiden, wenn ich es noch auf den Landkreis außenherum ausbreiten darf, ist, dass das eine Gegend ist, in der junge Leute und Menschen überhaupt eine Zukunftsperspektive haben. Da gehört für mich dazu, dass man eine Gleichwertigkeit von Stadt und Land herstellt und dass man den Menschen die Möglichkeit bietet, mit guten Jobs, mit guter Verkehrsanbindung und einem reichhaltigen kulturellen Angebot tatsächlich auch gern hier zu leben und lange hier zu leben.
Mit welcher Partei würden Sie zusammenarbeiten und mit welcher nicht?
Ganz einfach, mit jeder demokratischen Partei würde ich sofort zusammenarbeiten, da gibt es kein Wenn und Aber. Aber mit der AfD würde ich auf keinen Fall zusammenarbeiten, weil die nur Hass und Hetze und Spaltung ins Land bringt und für unsere politischen Probleme keine einzige vernünftige Antwort liefern kann.
Welcher Punkt aus Ihrem Wahlprogramm ist für Sie der wichtigste?
Die soziale Gerechtigkeit. Denn damit fängt ja eigentlich alles an. Wenn Lasten ungleich verteilt sind, wenn Steuern ungleich verteilt sind, wenn Vermögen ungleich verteilt sind, dann führt das zu ganz viel Ungerechtigkeit in der Gesellschaft. Mein Anliegen wäre es, dass man hier einen Ausgleich schafft, dass die Stärkeren etwas mehr tragen können und die Schwächeren werden unterstützt. Und dann können wir auch gleichwertige Lebensverhältnisse herstellen.
Wie verhindern Sie, dass alles noch teurer wird?
Das ist natürlich jetzt schwierig, weil doch der freie Markt die Preise bestimmt. Aber bei bestimmten Punkten kann der Staat schon eingreifen. Bei Energiepreisen zum Beispiel, oder bei den Mieten. Da kann man natürlich mit Mietpreisdeckeln oder auch mit entsprechenden Entlastungen wie dem Klimageld den Bürgern unter die Arme greifen, dass sie die Teuerungen auffangen können.
Wie soll Deutschland mit dem Thema Mindestlohn umgehen?
Unbedingt brauchen wir noch mehr Mindestlohn. 15 Euro, wenn es nach meiner Partei geht. Und langfristig muss das auch noch steigen, denn solange immer noch Menschen unter diesem Minimum arbeiten müssen, führt das dazu, dass später Leute weniger Rente kriegen, auch wenn das jetzt für junge Leute noch nicht so sehr sexy klingt, aber es ist ganz wichtig, da jetzt auch schon daran zu denken. Und es führt natürlich langfristig auch dazu, dass wir mehr Steuereinnahmen haben, dass sich die Leute etwas leisten können und dass die Leute dann auch nicht auf soziale Unterstützung angewiesen sind, weil sie von ihrem eigenen Lohn leben können.
Wie schaffen Sie bezahlbare Wohnungen?
Da gibt es zwei, drei Möglichkeiten. Einmal muss der Staat wieder anfangen, in den sozialen Wohnungsbau einzusteigen, denn der kapitalorientierte Markt hat nicht funktioniert. Und das andere ist natürlich auch, bestimmte Preisdeckel für Mieten einzuführen, wie es meine Partei plant. Unter anderem für die Studenten soll ein Höchst-WG-Preis von 400 Euro gelten.
Wie wollen Sie Ausbildung und Studium fairer machen?
Da gibt es zwei Ansatzpunkte, die ich auch selbst aus eigener Erfahrung kenne. Und zwar das BAföG ist das eine. Solange das BAföG nämlich abhängig vom Geld der Eltern ist, ist das für manche echt ein Nachteil. Weil da haben die Eltern gerade so viel, dass wenig BAföG rausspringt, aber die Studenten und Studentinnen natürlich wenig bekommen. Also müssen sie trotzdem wieder jobben gehen. Hier muss endlich ein elternunabhängiges BAföG eingeführt werden. Und der zweite Punkt ist für mich, dass der Meisterbrief endlich umsonst wird, weil es kann nicht sein, dass die einen umsonst studieren und der andere muss tausende Euro für eine Meisterausbildung ausgeben. Hier wird Gerechtigkeit geschaffen.
Ein Tempolimit auf der Autobahn ist ...?
Super schwieriges Thema. Denn einerseits sprechen Sicherheit und Umweltgedanken natürlich dafür. Andererseits, auch ich selbst empfinde es schon als schön, auch mal schnell zu fahren. Und auch unter den Gesichtspunkten, dass man heute theoretisch mit einem Elektroauto auch klimaneutral schneller als 130 fahren könnte, muss man das völlig ideologiefrei diskutieren und am Ende eine Entscheidung treffen, die sinnvoll für alle Beteiligten ist.
Wie kann man den öffentlichen Nahverkehr verbessern?
Das ist so ein Kernpunkt, den wir in unserer Gegend vor allem brauchen. Wir müssen auch bei uns wieder über Schienen nachdenken. Wir brauchen mehr Baxi. Das ist nämlich tatsächlich ein echt erfolgreiches Modell, das das 58-Euro-Ticket jetzt auch bei uns auf dem Land zum Erfolgsmodell macht. Man muss vielleicht auch mal nachdenken über Carsharing-Angebote, die das Land betreffen und die von staatlicher Seite organisiert werden. Und zu guter Letzt natürlich auch verlässliche Zugverbindungen und Takte in Weiden, in Neustadt/WN, nach Regensburg, nach München, nach Nürnberg.
Wie sollte Deutschland mit aktuellen weltweiten Konflikten umgehen?
Wir sind in der Nato und in der EU, das sind unsere beiden besten Sicherheitsgurte, die wir in der Situation haben. Ansonsten ein besonnenes Vorgehen mit Sachverstand und mit kühlem Kopf. Das heißt, wir sollten nicht vorpreschen, sondern uns mit Partnern absprechen. Und das Allerwichtigste am Ende ist, trotzdem müssen wir auch schauen, warum entstehen Konflikte, wo entstehen die Konflikte. Dann braucht man nicht die Symptome bekämpfen, sondern vielleicht vorher schon die Ursachen.
Wie wichtig ist Klima- und Umweltschutz?
Klima- und Umweltschutz ist etwas total Wichtiges und das geht im Wahlkampf gerade absolut unter. Ich finde, das ist deswegen so schlimm, weil alles, was wir hier jetzt verpassen, das zahlen meine Kinder und ihr und alle später doppelt und dreifach. Da stehen uns Klimaveränderungen bevor, da stehen uns noch weitreichende Migrationsbewegungen bevor, wenn es in anderen Ländern noch schlechter wird als es jetzt ist. Und ich finde es halt einfach sehr schade, dass in den letzten Jahren so wenig passiert ist und wir jetzt aktuell wieder gar nicht darüber sprechen.
Wie gehen Sie mit Migration und Integration um?
Das ist gerade das Hauptthema dieses Wahlkampfes. Ich habe dazu eigentlich eine ganz klare Meinung: Wer sich bei uns an Regeln hält, wer das Grundgesetz achtet, wer bei uns arbeiten will und sich hier einbringen möchte, ist absolut und herzlich willkommen in diesem Land. Und ich würde mich auch dafür einsetzen, dass Menschen, die zu uns kommen, viel schneller arbeiten dürfen. Ich denke mir oft, wenn jemand frühmorgens zur Arbeit geht und um vier heimkommt, dann hat er auch keine Lust mehr, irgendwelchen Blödsinn zu machen. Und auf der anderen Seite würde es auch dazu führen, dass sich jemand wertgeschätzt fühlt und sich hier ganz normal einbringen möchte.
Welche drei Werte beschreiben Ihre politische Arbeit am besten?
Das eine wäre Bodenständigkeit, also ich komme aus einer recht bodenständigen Familie und lebe auch nicht auf sonderlich großem Fuß. Das zweite wäre Gerechtigkeit, weil dafür setzte ich mich eigentlich in allen Bereichen ein, wo ich tätig bin. Und Sicherheit. Mit Sicherheit meine ich, wir brauchen einen starken Staat, der sich um Dinge kümmert, die den Bürgern angehen, zum Beispiel Wasserversorgung, Energieversorgung und Krankenversorgung. Aber natürlich auch echte innere Sicherheit, ohne dass man irgendwelche Nebelkerzen vor sich her trägt.