Blackout in Weiden: Technisches Hilfswerk absolviert Großübung | Weiden24

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
31.07.2023
Mit einer sogenannten Büffelwinde heben die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks ein Drehgestell an, um die darunter liegende Übungspuppe retten zu können.  (Bild: Richard Meiler/exb)
Mit einer sogenannten Büffelwinde heben die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks ein Drehgestell an, um die darunter liegende Übungspuppe retten zu können. (Bild: Richard Meiler/exb)
Mit einer sogenannten Büffelwinde heben die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks ein Drehgestell an, um die darunter liegende Übungspuppe retten zu können. (Bild: Richard Meiler/exb)
cancel
info
Mit einer sogenannten Büffelwinde heben die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks ein Drehgestell an, um die darunter liegende Übungspuppe retten zu können. (Bild: Richard Meiler/exb)

Blackout in Weiden: Technisches Hilfswerk absolviert Großübung

Was ist, wenn über Stunden großflächig der Strom ausfällt? Mit diesem Szenario haben sich die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks aus Weiden bei einer Großübung beschäftigt. Die unterbrochene Wasserversorgung ist nur ein Aspekt.

Die Integrierte Leitstelle (ILS) schlug für eine 24-Stunden-Großübung mit dem Technischen Hilfswerk Weiden Alarm: Stromausfall in der Stadt. Daraus resultierten Unfälle und Szenarien. Unter der Leitung von Zugführer Heiko Engelbrecht waren insgesamt 25 ehrenamtliche Einsatzkräfte des Zugtrupps, der Bergungsgruppe, der Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung sowie der Fachgruppe Räumen im Einsatz. Und schon mit dem Eintreffen in der Unterkunft des Technischen Hilfswerks (THW) in Weiden gab es die erste Herausforderung zu bewältigen.

Startschwierigkeiten beim Einsatz

Ohne Strom gehen auch beim THW keine elektrischen Tore auf, die IT funktioniert nicht, es muss zunächst eine Notstromeinspeisung für die eigene Handlungsfähigkeit geschaffen werden. Und das war laut einer Mitteilung des THW nicht das einzige brenzlige Szenario im Zuge dieser Großübung für die Einsatzkräfte.

Einsatzort Eisstadion

Im Weidener Eisstadion vernebelte wenig später ausgetretener Dampf die Sicht, um zu einem vermissten Mitarbeiter und seinem Sohn zu kommen. Beide hatten sich zum Zeitpunkt des Stromausfalls im Gebäude aufgehalten, haben sich verletzt und konnten ohne fremde Hilfe nicht mehr nach draußen.

Pumpen stehen still: Wasserversorgung für Bürger sicherstellen

Die Stadt Weiden hat bei der Clausnitzerschule für die Bevölkerung eine Ausgabestelle für Brauchwasser eingerichtet, schließlich geht beim Stromausfall auch keine Klospülung mehr, weil die Pumpen für die Wasserversorgung stillstehen. Das Wasser musste mittels Tauchpumpen aus der Zisterne im Bauhof in mehrere Tausend Liter fassende Behälter umgepumpt werden. Diese wiederum brachten THW-Kipper zur Ausgabestelle, wo schon Menschen mit Eimern warteten. Gesehen aber hat man die nur, weil die Einsatzstellen in der zwischenzeitlich herrschenden Dunkelheit großflächig ausgeleuchtet wurden.

Camp errichten

Gemäß der Erfordernis eines längeren Einsatzes errichtete die THW-Einheit für die Nacht von Freitag auf Samstag ein Camp mit Feldbetten. Die Unterkunft war natürlich auch stromlos, es liefen eigene Notstrom-Aggregaten. Der Verpflegungsgrupp um Carina Koller und German Bürger musste mit Gas kochen, um die Einsatzkräfte versorgen zu können.

Schließanlage versagt: Senior verschwindet aus Heim

Die Nachtruhe dauerte aber nur rund fünf Stunden, ein Senior wurde aus einer beschützten Einrichtung als vermisst gemeldet. Die elektronische Schließung hat versagt, sodass man den Senior auf Höhe des Parks im Hammerweg bei der Schweinenaab vermutete. Sofort machten sich die Suchtrupps auf den Weg, um das Areal zwischen Spielvereinigung und Turnerbund-Gelände systematisch und großflächig abzusuchen. Nach gut einer Stunde wurde der vermisste Senior wohlbehalten hinter einer Hecke aufgefunden.

Signalstörung: Zugunglück in Weiden

Es folgte der Höhepunkt der 24-Stunden-Übung: Aufgrund einer Signal- und Weichenstörung auf der Bahnstrecke Regensburg–Hof war ein mit mehreren Menschen besetzter Personenzug auf das Werksgelände der OWS in Weiden gerauscht, mit einem anderen Schienenfahrzeug kollidiert und erst kurz vor einer Werkshalle zum Stehen gekommen. Damit herrschte Vollalarm für das THW Weiden sowie den Rettungsdienst der BRK Bereitschaft Weiden. In der Übungskünstlichkeit war die Feuerwehr bei einem Unfall gebunden, sodass viele frisch ausgebildete Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks das erste Mal mit so einer Situation konfrontiert waren. Die Übungsteilnehmer sperrten die Gleise, entriegelten die Notausgänge und retteten die panisch schreienden fünf Verletztendarsteller des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Weiden mittels einer Rettungsplattform und verschiedenen Krankentragen. Noch während die Rettungsmaßnahmen im Zug liefen, meldete der für das Werk zuständige Mitarbeiter Karl Herrmann eine vermisste Kollegin, welche vor dem heranrauschenden Zug in die Montagehalle geflüchtet war und dort womöglich in eine Grube gefallen sei. So musste der Zugführer schnell einen Erkundungstrupp zusammenstellen. Tatsächlich lag eine weitere Verletztendarstellerin bewusstlos in der Halle unter einem Zug und musste von dort gerettet werden. Die letzte Aufgabe auf dem OWS-Gelände bestand darin, zwei Personen unter einem Drehgestell mittels sogenannten „Büffelwinden“ zu bergen. Das Gestell war beim Unfall aus dem Triebfahrzeug gerissen worden.

Eingeschlossen im Schrottcontainer

Der letzte Übungsalarm führte auf das Werksgelände der Firma Container Kraus am Brandweiher, wo ein Mitarbeiter in einem Schrottcontainer mit Deckel eingeschlossen und unter Trümmern verschüttet war. Mit dem Teleskoplader mussten zunächst verschiedene Hindernisse beseitigt werden, bevor die Bergungsgruppemit der hydraulischen Rettungsschere ein Stahlgittergeflecht beseitigen konnte, um an die Kurbel für den Deckel des Schrottcontainers zu kommen. Der Deckel wurde dabei aus Sicherheitsgründen vorher mit der Seilwinde des Gerätekraftwagens gesichert und dann vorsichtig geöffnet. Schließlich wurde die Übungspuppe aus dem Container mittels dem Gerätesatz „Absturzsicherung“ von oben aus dem Container in einer Krankentrage gehoben und an den Rettungsdienst übergeben.

Nachdem die eingesetzten Gruppenführer die Aufgabe als erledigt an den einsatzleitenden Zugtrupp gemeldet haben, war die Übungsserie mit acht Fahrzeugen und weiteren Spezialgeräten beendet. „Das Ziel unserer Übung war auch, dass die Einsätze von der Erkundung, über die ersten Maßnahmen bis hin zur eigenständigen Bewältigung der einzelnen Aufgaben gemeistert werden müssen,“ so der Übungsleiter Andreas Duschner. Nur das Organisations-Team um Thomas Schiller und Jan Braunreiter wussten, was wann geschieht. Das THW dankt den teilnehmenden Firmen sowie der Stadt Weiden und den Stadtwerken.

Rund ums Technische Hilfswerk Weiden

  • Informationen: www.thw-weiden.de oder per E-Mail an mitmachen@thw-wen.de
  • Grundausbildung: möglich ab vollendetem 17. Lebensjahr
  • Vorkenntnisse: keine besonderen schulischen oder beruflichen Vorkenntnisse nötig
  • Jugendliche: spielend helfen lernen ab 10. Lebensjahr; Kontakt: jugend@thw-wen.de
  • Schnupper-Ausbildung: Teilnahme individuell vereinbar
Ein vermisster Senior muss in einem Gebiet beim Gelände der Spielvereinigung gesucht werden. Zugführer Heiko Engelbrecht und Thomas Riedl weisen den Gruppenführer Markus Koller auf das Suchgebiet ein. (Bild: Andreas Duschner/exb)
Aus einer Zisterne am Bauhof werden insgesamt rund 12.000 Liter Wasser befördert, um die Bevölkerung mit Brauchwasser zu versorgen. (Bild: Richard Meiler, THW Weiden/exb)
Mit vereinten Kräften wird das Schlauchmaterial für die Beförderung von Brauchwasser verladen. (Bild: Andrea Roith, THW Weiden/exb)
An der Clausnitzerschule wird fiktiv eine Ausgabestelle für Brauchwasser errichtet, welche entsprechend ausgeleuchtet und abgesichert werden muss. (Bild: Andrea Roith/exb)
Insgesamt fünf Verletzte müssen nach einem fiktiven Zugunglück auf dem OWS-Gelände aus einem Triebfahrzeug gerettet werden. (Bild: Richard Meiler/exb)
Aus einem Schrottcontainer rettet das Technische Hilfswerk eine Übungspuppe. Dazu nötig ist eine spezielle Absturzsicherung.  (Bild: Richard Meiler/exb)
Eine in einem Container eingeschlossene und unter verschiedenen Hindernissen verschüttete Person muss gerettet werden. Zunächst muss mit der hydraulischen Rettungsschere ein Stahlgitter entfernt werden, um zur Kurbel für den Deckel zu gelangen. (Bild: Richard Meiler/exb)
Insgesamt fünf Verletzte müssen nach einem fiktiven Zugunglück auf dem OWS-Gelände aus einem Triebfahrzeug gerettet werden. (Bild: Richard Meiler/exb)
Bevor der Zug notentriegelt werden kann, muss eine Gleissperrung veranlasst werden. Die schreienden Passagiere im Zug setzen die Übungsteilnehmer zusätzlich unter Stress. (Bild: Richard Meiler/exb)
Personenrettung aus einer Montagegrube unter einem Zug. (Bild: Richard Meiler/exb)
Mit der Seilwinde des Gerätekraftwagens wird der Deckel angeschlagen und beim Öffnen gesichert, um an die eingeschlossene Person zu gelangen. (Bild: Richard Meiler/exb)
Vor Eintreffen der Rettungskräfte wird der Zug in Nebelschwaden gehüllt. (Bild: Richard Meiler/exb)
Um überhaupt an den Container zu kommen, muss dieser erst mit dem Teleskoplader des THW Weiden von größeren Gegenständen und Gitterboxen freigeräumt werden. (Bild: Richard Meiler/exb)
Der Großteil der Einsatzkräfte der Übung vor dem „Unglückszug“ auf dem OWS-Gelände. (Bild: Andreas Duschner)
north