Was ist, wenn über Stunden großflächig der Strom ausfällt? Mit diesem Szenario haben sich die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks aus Weiden bei einer Großübung beschäftigt. Die unterbrochene Wasserversorgung ist nur ein Aspekt.
Die Integrierte Leitstelle (ILS) schlug für eine 24-Stunden-Großübung mit dem Technischen Hilfswerk Weiden Alarm: Stromausfall in der Stadt. Daraus resultierten Unfälle und Szenarien. Unter der Leitung von Zugführer Heiko Engelbrecht waren insgesamt 25 ehrenamtliche Einsatzkräfte des Zugtrupps, der Bergungsgruppe, der Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung sowie der Fachgruppe Räumen im Einsatz. Und schon mit dem Eintreffen in der Unterkunft des Technischen Hilfswerks (THW) in Weiden gab es die erste Herausforderung zu bewältigen.
Ohne Strom gehen auch beim THW keine elektrischen Tore auf, die IT funktioniert nicht, es muss zunächst eine Notstromeinspeisung für die eigene Handlungsfähigkeit geschaffen werden. Und das war laut einer Mitteilung des THW nicht das einzige brenzlige Szenario im Zuge dieser Großübung für die Einsatzkräfte.
Im Weidener Eisstadion vernebelte wenig später ausgetretener Dampf die Sicht, um zu einem vermissten Mitarbeiter und seinem Sohn zu kommen. Beide hatten sich zum Zeitpunkt des Stromausfalls im Gebäude aufgehalten, haben sich verletzt und konnten ohne fremde Hilfe nicht mehr nach draußen.
Die Stadt Weiden hat bei der Clausnitzerschule für die Bevölkerung eine Ausgabestelle für Brauchwasser eingerichtet, schließlich geht beim Stromausfall auch keine Klospülung mehr, weil die Pumpen für die Wasserversorgung stillstehen. Das Wasser musste mittels Tauchpumpen aus der Zisterne im Bauhof in mehrere Tausend Liter fassende Behälter umgepumpt werden. Diese wiederum brachten THW-Kipper zur Ausgabestelle, wo schon Menschen mit Eimern warteten. Gesehen aber hat man die nur, weil die Einsatzstellen in der zwischenzeitlich herrschenden Dunkelheit großflächig ausgeleuchtet wurden.
Gemäß der Erfordernis eines längeren Einsatzes errichtete die THW-Einheit für die Nacht von Freitag auf Samstag ein Camp mit Feldbetten. Die Unterkunft war natürlich auch stromlos, es liefen eigene Notstrom-Aggregaten. Der Verpflegungsgrupp um Carina Koller und German Bürger musste mit Gas kochen, um die Einsatzkräfte versorgen zu können.
Die Nachtruhe dauerte aber nur rund fünf Stunden, ein Senior wurde aus einer beschützten Einrichtung als vermisst gemeldet. Die elektronische Schließung hat versagt, sodass man den Senior auf Höhe des Parks im Hammerweg bei der Schweinenaab vermutete. Sofort machten sich die Suchtrupps auf den Weg, um das Areal zwischen Spielvereinigung und Turnerbund-Gelände systematisch und großflächig abzusuchen. Nach gut einer Stunde wurde der vermisste Senior wohlbehalten hinter einer Hecke aufgefunden.
Es folgte der Höhepunkt der 24-Stunden-Übung: Aufgrund einer Signal- und Weichenstörung auf der Bahnstrecke Regensburg–Hof war ein mit mehreren Menschen besetzter Personenzug auf das Werksgelände der OWS in Weiden gerauscht, mit einem anderen Schienenfahrzeug kollidiert und erst kurz vor einer Werkshalle zum Stehen gekommen. Damit herrschte Vollalarm für das THW Weiden sowie den Rettungsdienst der BRK Bereitschaft Weiden. In der Übungskünstlichkeit war die Feuerwehr bei einem Unfall gebunden, sodass viele frisch ausgebildete Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks das erste Mal mit so einer Situation konfrontiert waren. Die Übungsteilnehmer sperrten die Gleise, entriegelten die Notausgänge und retteten die panisch schreienden fünf Verletztendarsteller des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Weiden mittels einer Rettungsplattform und verschiedenen Krankentragen. Noch während die Rettungsmaßnahmen im Zug liefen, meldete der für das Werk zuständige Mitarbeiter Karl Herrmann eine vermisste Kollegin, welche vor dem heranrauschenden Zug in die Montagehalle geflüchtet war und dort womöglich in eine Grube gefallen sei. So musste der Zugführer schnell einen Erkundungstrupp zusammenstellen. Tatsächlich lag eine weitere Verletztendarstellerin bewusstlos in der Halle unter einem Zug und musste von dort gerettet werden. Die letzte Aufgabe auf dem OWS-Gelände bestand darin, zwei Personen unter einem Drehgestell mittels sogenannten „Büffelwinden“ zu bergen. Das Gestell war beim Unfall aus dem Triebfahrzeug gerissen worden.
Der letzte Übungsalarm führte auf das Werksgelände der Firma Container Kraus am Brandweiher, wo ein Mitarbeiter in einem Schrottcontainer mit Deckel eingeschlossen und unter Trümmern verschüttet war. Mit dem Teleskoplader mussten zunächst verschiedene Hindernisse beseitigt werden, bevor die Bergungsgruppemit der hydraulischen Rettungsschere ein Stahlgittergeflecht beseitigen konnte, um an die Kurbel für den Deckel des Schrottcontainers zu kommen. Der Deckel wurde dabei aus Sicherheitsgründen vorher mit der Seilwinde des Gerätekraftwagens gesichert und dann vorsichtig geöffnet. Schließlich wurde die Übungspuppe aus dem Container mittels dem Gerätesatz „Absturzsicherung“ von oben aus dem Container in einer Krankentrage gehoben und an den Rettungsdienst übergeben.
Nachdem die eingesetzten Gruppenführer die Aufgabe als erledigt an den einsatzleitenden Zugtrupp gemeldet haben, war die Übungsserie mit acht Fahrzeugen und weiteren Spezialgeräten beendet. „Das Ziel unserer Übung war auch, dass die Einsätze von der Erkundung, über die ersten Maßnahmen bis hin zur eigenständigen Bewältigung der einzelnen Aufgaben gemeistert werden müssen,“ so der Übungsleiter Andreas Duschner. Nur das Organisations-Team um Thomas Schiller und Jan Braunreiter wussten, was wann geschieht. Das THW dankt den teilnehmenden Firmen sowie der Stadt Weiden und den Stadtwerken.