Vom Verbot zur Freiheit: Plant Base über die Veränderungen im Cannabiskonsum in Weiden | Weiden24

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Aurel Berlinski in seinem Shop in Grafenwöhr. (Bild: knz)
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Aurel Berlinski in seinem Shop in Grafenwöhr. (Bild: knz)

Vom Verbot zur Freiheit: Plant Base über die Veränderungen im Cannabiskonsum in Weiden

Seit der Legalisierung von Cannabis hat sich auch in Weiden viel verändert. Plant Base, ein CBD und Tabakshop, gibt Einblicke in die neuen Trends, Herausforderungen und die bevorstehenden Cannabis-Social-Clubs.

Seit Anfang April ist das umstrittene Cannabis-Gesetz in Kraft. Besitz und Anbau von Cannabis sind damit in Deutschland für Erwachsene unter bestimmten Vorgaben legal. Auch Cannabis-Social-Clubs sollen ab Juli erlaubt sein. Um mehr über die lokalen Veränderungen und die Auswirkungen auf die Gemeinde zu erfahren, haben wir uns mit Aurel Berlinski von „Plant Base” getroffen, dem CBD und Tabakshop in Weiden.

Seit knapp zwei Monaten ist der Cannabis-Konsum inzwischen legal. Was hat sich seitdem bei euch verändert?

Innerhalb unseres Verkaufs hat sich tatsächlich noch nicht viel verändert. Der Verkauf und Handel von THC – dem psychoaktiven Bestandteil der Hanfpflanze – ist nach wie vor nicht legal. Zwar sind die Nutzung und der Eigenanbau von Cannabis inzwischen erlaubt, aber der Verkauf bleibt bisher untersagt. Was sich jedoch geändert hat, ist die Neugier und Offenheit vieler Menschen. Wir leisten viel Aufklärungsarbeit und haben seit April eine wesentlich höhere Nachfrage in diesem Bereich festgestellt.

Habt ihr Veränderungen im Kundenprofil und der Zielgruppe bemerkt?

Ja und Nein. „Plant Base” richtet sich an Personen ab 18 Jahren, und die jüngere Zielgruppe zwischen 18 und 24 Jahren ist weiterhin neugierig. Unsere Mission seit über drei Jahren ist es, transparente Aufklärungsarbeit zu leisten. Überraschend war die gestiegene Nachfrage von konservativeren Zielgruppen. Immer mehr ältere, konservative Menschen trauen sich, bei uns vorbeizuschauen, stellen viele Fragen und zeigen seit April deutlich mehr Offenheit.

Welche Produkte sind seit der Legalisierung besonders gefragt?

Samen für Cannabispflanzen sind derzeit besonders gefragt, da der Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen legalisiert wurde. Außerdem ist die Nachfrage nach unserem Cannabis-Social-Club extrem gestiegen.

Apropos! Ab dem 1. Juli sind Cannabis-Social-Clubs legal. Wie genau muss man sich so einen Club vorstellen?

Richtig! Ab Anfang Juli sind Cannabis-Social-Clubs gesetzlich erlaubt. Unser Verein ist bereits eingetragen und wir haben unser Mitgliederkontingent zu 80 Prozent gefüllt. Bis zu 500 Mitglieder können wir aufnehmen, inzwischen haben wir knapp 400 Anmeldungen.
Diese Social-Clubs bieten eine legale Alternative zum derzeit noch illegalen Handel und Verkauf von Cannabis. Den Mitgliedern wird monatlich eine bestimmte Menge Cannabis über Abgabestellen angeboten. Dabei fällt ein Mitgliedsbeitrag sowie eine geringe Aufwandsgebühr an.

Was sind die Vorteile einer Mitgliedschaft?

Mit einer Mitgliedschaft in einem Cannabis-Social-Club befindet man sich in einer vollständig legalen Situation. Man weiß genau, woher die THC-Blüten stammen und was das angebotene Cannabis enthält, was höchste Sicherheit garantiert. Zusätzlich finden regelmäßig Veranstaltungen statt, die Clubs leisten gesetzliche Aufklärungsarbeit und fungieren als erster Ansprechpartner für alle Fragen.

Gibt es noch weitere Entwicklungen oder Gesetzesänderungen, die ihr euch wünschen würdet, um den Cannabis-Markt in Deutschland zu verbessern?

Wir würden uns vor allem wünschen, den Verkauf von THC-Blüten legalisieren zu können. Das würde den Konsum sicherer machen und den Endkonsumenten vieles erleichtern. Modellprojekte für den legalen Verkauf sind europarechtlich für nächstes Jahr vorgesehen und wir hoffen sehr, dass wir hier in der Oberpfalz zur Modellregion werden können.
Die nächsten zwei bis drei Wochen sind entscheidend für die Gesetzesänderungen. Aktuell wird gesetzlich noch geklärt, wie die Cannabis-Vereine ihre Anbaulizenz erhalten. Außerdem soll durch das Streichen der Rauschklausel – die besagt, dass der Anbau von Nutzhanf mit einem THC-Gehalt von höchstens 0,3 Prozent nur legal ist, wenn ein Missbrauch zu Rauschzwecken ausgeschlossen ist – mehr Sicherheit für die mittelfristige Zukunft geschaffen werden.

Das Gespräch mit „Plant Base” zeigt deutlich, dass der Cannabis-Konsum seit der Legalisierung im April auch in Weiden im Wandel ist. Die Akzeptanz steigt, die Nachfrage nach hochwertigen Produkten nimmt zu und neue Trends setzen sich durch. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich dieser Markt, sowohl deutschlandweit als auch lokal in Weiden weiterentwickeln wird.

Zur Person: Aurel Berlinski, gemeinsam mit seiner Tante Tina Berlinski-Schneider Gründer und Geschäftsführer von „Plant Base“, eröffnete im Juli 2021 das erste Geschäft in Grafenwöhr. Seit Mai 2023 gibt es eine weitere Filiale in Weiden.

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