Bis zum 21. Lebensjahr gilt in Deutschland bereits ein absolutes Alkoholverbot am Steuer. Der Versicherungsbranche geht das nicht weit genug - und hat eine konkrete Forderung.
Angesichts vieler Verkehrsunfälle junger Autofahrer unter Alkoholeinfluss sprechen sich die Versicherer für eine Ausweitung des Alkoholverbots um vier Jahre aus. Für mehr Verkehrssicherheit wäre es sinnvoll, die Verlängerung dieser Regelung bis einschließlich des 24. Lebensjahres zu prüfen, wie der Gesamtverband der Versicherer in Berlin mitteilte. Dies könne helfen, „nüchternes Fahrer idealerweise zur Gewohnheit werden zu lassen“. Aktuell gilt ein striktes Alkoholverbot am Steuer bis zum 21. Geburtstag.
Nach Zahlen der Unfallforschung der Versicherer haben Autofahrer und -fahrerinnen im Alter von 18 bis 24 Jahren 2023 insgesamt 1.287 Unfälle unter Einfluss von Alkohol verursacht. Dabei seien 18 Menschen ums Leben gekommen und 372 schwer verletzt worden. Knapp zwei von drei dieser Unfälle verursachten demnach die 21- bis 24-Jährigen. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2023 bundesweit insgesamt 2.839 Tote bei Verkehrsunfällen.
„Junge Fahrende überschätzen sich häufiger selbst, sind risikogeneigter und weniger fahrerfahren. Auch bestehen Wissenslücken zum Alkoholabbau und Restalkohol“, sagte die Leiterin der Unfallforschung, Kirstin Zeidler. „Das Alkoholverbot ist für 18- bis 20-jährige Fahranfängerinnen und Fahranfänger eine Art Schutzschild vor sich selbst und äußeren Einflüssen.“
„Den Führerschein zu riskieren, hält sie meist davon ab, sich alkoholisiert ans Steuer zu setzen“, stellte Zeidler fest. „Auch ihr Umfeld akzeptiert dies in aller Regel und animiert nicht, mitzutrinken.“ Untersuchungen belegen dem Gesamtverband zufolge den Erfolg dieses Verbots.
Wer bis 21 mit Alkohol am Steuer erwischt wird, dem drohen laut dem Automobilclub ADAC 250 Euro Bußgeld sowie ein Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg. Fahren unter Alkohol während der zweijährigen Probezeit hat noch mehr Konsequenzen.
Aus Sicht der Versicherer ändert sich mitunter das Verhalten mit dem 21. Lebensjahr. Sobald das Alkoholverbot und damit das Schutzargument wegfalle, werde für viele Fahren unter zumindest geringen Alkoholmengen zur neuen Norm, so der Verband. Dabei sei den meisten nicht bekannt, dass auch unterhalb von 0,5 Promille rechtliche Konsequenzen drohen können.
Die Experten der Unfallforschung forderten, in der Fahrausbildung verpflichtend den Umgang mit Situationen zu trainieren, in denen sich junge Menschen zwischen Alkoholkonsum und Fahren entscheiden müssten. Zudem seien schärfere Alkoholkontrollen nötig. „Viele sind es gewohnt, nicht entdeckt zu werden“, hieß es in der Mitteilung.
Entscheidend für weniger Alkoholunfälle junger Fahrender sei nicht zuletzt ein breites Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, an Fahrgemeinschaften oder alternativer Angebote wie Taxifahrten zum halben Preis.
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