Rotmilan, Mäusebussard, Uhu, Seeadler: Drei bestätigte und zwei Verdachtsfälle von vergifteten Vögeln in den Landkreisen Regensburg und Amberg-Sulzbach sorgen für Empörung beim Landesbund für Vogelschutz.
Innerhalb kurzer Zeit sind in der Oberpfalz mehrere Greifvögel nachweislich an verschiedenen Giften verendet. Im Landkreis Amberg-Sulzbach starb nahe Hahnbach ein Seeadler an Rattengift. Das bestätigten Befunde der toxikologischen Untersuchungen der LMU in München, berichtet der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV). Ein Rotmilan und ein Mäusebussard im Raum Kallmünz (Landkreis Regenburg) verendeten an dem illegalen Kontaktgift Carbofuran.
Der Seeadler bei Hahnbach muss mit dem Rattengift Brodifacoum in Kontakt gekommen und wohl dadurch gestorben sein, zeigen die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung. Diese liegen dem LBV nach eigenen Angaben vor. Ein Jäger hatte das Adlerweibchen, das bei Hahnbach seit mehreren Jahren mit ihrem Partner brütete, Anfang März tot aufgefunden. In der Gegend um den Brutort der Seeadler werde kommerzielle Teichwirtschaft betrieben, erklärt der LBV.
Auch der Fischotter, der immer wieder im Zentrum von Konflikten zwischen Naturschutz und Fischereiwirtschaft steht, lebt dort. Der LBV und die Gregor-Louisoder-Umweltstiftung (GLUS) halten es für wahrscheinlich, dass das Gift eigentlich nicht dem Seeadler, sondern einem anderen Tier galt. Ob der Seeadler den Giftköder selbst fraß oder ein Tier erbeutete, welches das Gift vorher aufgenommen hatte, ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Brodifacoum ist hochgiftig und darf offiziell nur noch an Personen verkauft werden, die nachweisen können, dass sie eine Schulung zum Umgang damit besucht haben. Doch auch wer einen solchen Nachweis besitzt, macht sich strafbar, wenn er mit dem Gift geschützte Arten tötet. „Unsere Erfahrungen mit Rattengift bestätigen in diesem aktuellen Fall erneut, dass – selbst bei sachgemäßer Anwendung – streng geschützte Wildtiere durch Sekundärvergiftungen getötet werden. Daher ist ein generelles Verbot von chemischen Mitteln zur Bekämpfung von Nagetieren mit gerinnungshemmenden Wirkstoffen längst überfällig und der einzig richtige Weg, um seltene heimische Arten – wie auch Haustiere – vor dieser vermeidbaren Gefahr zu schützen”, so die GLUS-Fachreferentin für Naturschutz Franziska Baur.
Carbofuran, woran die beiden Greifvögel bei Kallmünz gestorben sind, wird als Insektizid eingesetzt und ist seit 2007 in der EU verboten. Es stellt auch eine Gefahr für Kinder und Hunde dar. Das Gift wirke schon bei Hautkontakt, so der LBV. „Zur eigenen Sicherheit rufen wir Spaziergänger und Hundehalter in der Gegend um Kallmünz dazu auf, besonders vorsichtig zu sein”, erklärt Ferdinand Baer, Leiter der LBV-Vogelstation in Regenstauf.
Dass Greifvögel mit Insektiziden vergiftet werden, sei leider keine Seltenheit. „Es ist eine Straftat, streng geschützte Arten illegal zu töten. Wir setzen uns deshalb intensiv dafür ein, dass diese verfolgt werden und bringen jeden Fall zur Anzeige”, erklärt Baer. Vergangene Woche fanden Spaziergänger ebenfalls bei Kallmünz einen toten Uhu. 20 Kilometer weiter südlich, in der Region Eilsbrunn, wurde vor drei Woche außerdem ein weiterer toter Rotmilan entdeckt.
Ob die beiden Funde in Zusammenhang mit den Vergiftungsfällen bei Kallmünz stehen, ist unklar. Da beide Vögel keine äußeren Verletzungen aufweisen, vermuten der LBV und die GLUS, dass auch diese beiden Tiere an einer Vergiftung gestorben sein könnten. „Bis die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung eintreffen, wird es aber noch eine Weile dauern. Eine sichere Aussage über die Todesursache ist erst dann möglich”, so Baer.
Die Aufklärung illegaler Tötungen von Wildtieren ist schwierig, deshalb hoffen die Umweltschützer auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Spaziergänger, die einen toten Greifvogel oder Säugetiere wie Biber und Fischotter oder Fleischreste, Eier oder Geflügelteile auf einer Wiese oder im Feld finden, sollten dies umgehend der Polizei und zusätzlich online unter www.tatort-natur.de melden”, erklärt Baur.