Vor Sido aufgelegt, Marteria kennengelernt, Petey Pablo supported: Markus Ludwig, besser bekannt als DJ Crypt, war eine DJ-Legende. Am Samstag legt er im Happy Rock auf. Wir haben ihn im Vorfeld ein bisschen ausgequetscht.
DJ Crypt stand mehr als 20 Jahre hinter den Mischpulten in ganz Deutschland. Als Booker organisierte er Auftritte von Größen wie Sido und Marteria in lokalen Clubs. Am Samstag, 2. März, legt er im Happy Rock seit langem mal wieder Oldschool Hip Hop und Black auf. Wir haben mit ihm in einem Shortcut übers DJ-Sein gesprochen.
Du warst eine ganze Zeit nicht auf der Bühne, warum jetzt wieder?
Einfach, weil ich mal wieder Bock hab.
Lieber DJ oder lieber Booker?
Mittlerweile keins von beiden so richtig gerne.
Warum?
Ich bin einfach raus. In einem gewissen Alter sollte man die Bremse ziehen. Der Hauptjob fordert einfach so viel.
Für dich ist das einfach nur ein Hobby?
Jetzt wieder Hobby. Die letzten sechs, sieben Jahre, bevor ich aufgehört habe, war es ein Job neben dem Job.
Was machst du, wenn du nicht hinter dem Mischpult stehst?
Ganz normal arbeiten. Ich habe eine leitende Funktion in einer Polsterei hier im Landkreis.
Was war dein coolster Auftritt?
Das kann ich nicht so nennen. Es gab schon verrückte Sachen, wie in der Brose-Arena in Bamberg, vor 3000, 4000 Leuten. Aber in jedem Club war irgendwie ein cooler Abend.
Was war der krasseste Promi, den du je getroffen hast?
Dankbar bin ich für alle. Verrückt war es vor allem, amerikanische Acts wie Petey Pablo zu treffen, weil er jemand war, den ich in meiner Anfangszeit als DJ Anfang der 2000er immer gespielt hatte. Und plötzlich triffst du ihn halt persönlich, das war schon richtig irre. Am nettesten war Marteria. Einfach menschlich komplett am Boden geblieben, völlig normal, ein ganz cooler, gechillter Typ.
Wie war es, Petey Pablo zu treffen?
Als DJ bist du immer recht nah an der Musik. Und wenn du über 10 Jahre die Tracks von jemandem spielst und das für dich so unerreichbare Personen sind, weil aus den USA und auf Welttourneen unterwegs, dann steht er vor dir und er ist ganz normal, das ist total crazy. Starstruck jetzt nicht, aber ich war aufgeregt, auf jeden Fall.
Was passiert in der letzten Stunde vor einem Auftritt?
Wenn es auswärts war, war ich im Hotel, wenn es hier im Landkreis war, schlafen. Richtig knapp hinschlafen, auf und abgehen.
Hattest du dann verquollene Augen?
Etwas. Und das eine oder andere Fältchen im Gesicht, vom Kissen.
Wenn ich dir sage, ich will auch DJ werden, welchen Tipp gibst du mir?
In der heutigen Zeit: mach's nicht. Du kannst es nicht mehr vergleichen mit der Zeit, in der ich angefangen habe. Da gab es diese Technik noch nicht, jeder hatte Schallplatten oder CDs dabei. Da konnte man sich spezieller machen als DJ, weil du in verschiedenen Plattenläden nur bestimmte Tracks oder bestimmte Platten gekriegt hast. Heutzutage ist es einfacher, weil mit der Technik kann es eigentlich, grob gesagt, jeder. Um dich da abzuheben, musst du krassere Nummern fahren.
Was denn?
Dass du technisch entweder unfassbar bist oder deine eigenen Tracks oder Remixe machst. Oder, wie es viele aktuell machen, das Marketing super aufblasen. Aber im Endeffekt ist es auch nichts anderes oder spezielleres als die Residents, die sonst auch da sind.
Hast du auch noch mit Platten aufgelegt? Ist das schwierig?
Ja, das ist wesentlich schwiergier. Weil der visuelle Aspekt, den du durch den Laptop hast, macht es einfacher. Beatmatching fällt mit dem Visuellen oder mit Synchronisationsknöpfen, die du drücken kannst, dass sich die Lieder selbst anpassen, wesentlich einfacher als wenn du nur dein Gehör hast. Auf einer Schallplatte siehst du halt nichts.
Und das hattest du drauf?
Scheinbar mehr oder weniger gut. Es hat 22 Jahre lang funktioniert.
Hattest du da kofferweise Platten dabei?
Es waren tatsächlich so drei bis vier Plattentaschen, wo jeweils so 100, 120 Schallplatten drin waren. Das war schon ein Geschleppe, da musstest du drei, vier Mal am Abend zum Auto, bis die Sachen drin waren und beim Abbau das gleiche.
Was ist das Beste daran, DJ zu sein?
Zum einen der absolute Kontrast, zur privaten Person und zum Alltagsleben. Ich als Privatperson bin jetzt nicht so die Rampensau. Witzigerweise mag ich keine Menschenmassen. Und das aus sich raus gehen, sich sechs, sieben Stunden richtig auspowern. Auch vom Kopf her bist du da brutal gefordert. Eben dieser Kontrast zum Privaten, wenn du einem “normalen” Bürojob nachgehst.
Und zum anderen, dass ich mit dem, was ich mache und wie ich es mache, Leute dazu bewege, eine gute Zeit zu haben. Das war schon ziemlich geil, eigentlich.
Und das Nervigste?
Tatsächlich waren das jahrelang die Musikwünsche. Klingt jetzt blöd, aber das ist wirklich nervig. Wenn du ein halbwegs guter DJ bist und dein Handwerk verstehst, dann spielst du die Lieder, die sich die meisten wünschen, sowieso. Weil es zu 90 Prozent Hits sind, die sich gewünscht werden, also packst du die sowieso rein. Und es hat in der letzten Zeit das Verständnis gefehlt, lasst ihn einfach mal machen, er weiß was er macht. Es wird einfach respektlos das Handy vor die Nase gehalten und erwartet, dass du das dann sofort spielst. Das funktioniert einfach nicht.
Was macht für dich einen guten DJ aus?
Mehrere Sachen. Zuerst sein Auftreten. Leute, die sich größer geben, als sie sind. Das mag vielleicht auch zu einer Kunstfigur gehören. Die Musikauswahl. Das technische Verständnis und die Technik, die er anwendet. Also nicht nur stoisch die Lieder runterspielen, sondern auch kreativ damit arbeiten. Dass man nicht nur ein Lied ins andere laufen lässt, vielleicht auch schön mischt, den Übergang perfekt ausführt, sondern auch mal mit A Capellas arbeitet oder mit Soundeffekten. Das ist mit der heutigen Technik einfacher denn je. Und dass er die Energie transportiert.
Und welche Musik hörst du privat?
Eigentlich alles. Bis auf Schlager.