Straßenrap und Reinhard Mey? Klingt erst mal gegensätzlich. Doch gerade ein Mey-Song aus dem Jahr 1970 berührt den Rapper Haftbefehl in seiner Doku besonders. Jetzt feiert das Lied ein Comeback.
Die Netflix-Doku über Rapper Haftbefehl verhilft einem alten Lied von Sänger Reinhard Mey (82) aus dem Jahr 1970 zu einem überraschenden Comeback. Der Song „In meinem Garten“ steigt nach 55 Jahren auf Platz 41 der Midweek-Charts ein, wie das Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment als Ermittler der Offiziellen Deutschen Charts mitteilt.
Die Midweek-Charts sind eine Zwischenwertung (Freitag bis Montag), bevor Ende der Woche die offiziellen Musikcharts veröffentlicht werden. Das melancholische Lied „In meinem Garten“ taucht in einer der Schlüsselszenen des Films „Babo - Die Haftbefehl-Story“ auf.
Die Doku spannt einen Bogen von dem kometenhaften Aufstieg von Haftbefehl als Musiker bis hin zu psychischen Problemen und Drogenkonsum, die fast in den Tod führen. In einer Szene sieht man Haftbefehl, der bürgerlich Aykut Anhan heißt und aus Offenbach stammt, wie er ein Bild von sich und seinen Kindern zeigt und dabei schwer gezeichnet wirkt.
Er deutet auf sich selbst und bezeichnet sich mit heiserer Stimme als „Dreck“. Dann spielt er auf seinem Handy das Reinhard-Mey-Lied ab und singt mit. „Brutaler Song, Alter. Heftig“, sagt er. „In meinem Garten“ erschien 1970 auf Meys Album „Aus meinem Tagebuch“ und handelt von Liebe und Vergänglichkeit.
Das Lied berührt Fans in den sozialen Medien. Viele hinterlegen Beiträge und Videos mit dem Song. In den sieben Tagen nach der Veröffentlichung der Doku (28.10. bis 03.11.) wurden rund 2.600 neue Videos in Deutschland mit dem Sound „In meinem Garten“ auf Tiktok veröffentlicht, wie die Plattform mitteilt. Der Mey-Song schaffte es auch in die deutsche Top 50 des Streaminganbieters Spotify.
Haftbefehl wurde mit harten und nicht immer unumstrittenen Songs zu einem der bekanntesten Rapper Deutschlands. Auch mehrere seiner Songs landeten rund eine Woche nach dem Start der Doku in den Midweek-Charts, darunter „069“ auf Platz 4. Die von Paco-Luca Nitsche und „Fack ju Göhte“-Star Elyas M'Barek produzierte Doku wurde bei Netflix am 28. Oktober veröffentlicht.
© dpa-infocom, dpa:251105-930-251980/1