Bei einem Fußball-Drittligaspiel in Bayreuth war es im Oktober 2022 es zu massiven Ausschreitungen seitens der Fans von Dynamo Dresden gekommen. Fast ein Jahr dauerten die Ermittlungen an.
Es waren gewalttätige Exzesse, wie sie der Bayreuther Fußball vorher so noch nicht erlebt hatte. Anhänger von Dynamo Dresden fielen während und am Rande der Drittligapartie am 1. Oktober 2022 bei der SpVgg Bayreuth (1:1) nicht nur durch massive Sachbeschädigungen auf. Sie leisteten sich auch brachiale Gewalt und körperliche Angriffe gegen Polizeibeamte und Pressevertreter.
Die Kriminalpolizei Bayreuth hatte daraufhin eine Ermittlungskommission „Stadion” eingerichtet. Wie das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth am Donnerstag mitteilten, wurden mittlerweile in akribischer Kleinarbeit die Namen von 43 Tatverdächtigen ermittelt und erste Anklagen wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung erhoben. Einen Dresdner Fan hat das Amtsgericht Bayreuth bereits zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt. Er hatte den Einsatzkräften den Mittelfinger gezeigt.
Laut den Ermittlungsbehörden hatten die Dynamo-Anhänger ihre Gesinnung bereits bei ihrer Ankunft am Bayreuther Bahnhof deutlich gemacht. „Szenetypisch rotteten sie sich zusammen, um gemeinsam ihren Weg zum Hans-Wild-Stadion anzutreten. Hochaggressiv und nicht empfänglich für jede Art von Belehrungen durch die Polizei gingen sie los”, heißt es in der Pressemitteilung. Schon in dieser Phase kam es demnach zum Übergriff auf einen Pressefotografen, den sie in die Menge zogen und beide Fotokameras entrissen.
Im Stadion selbst kam es zu Beginn der zweiten Halbzeit zu exzessiven Gewaltanwendungen, als Polizeibeamte bei Unstimmigkeiten im Gästeblock einschritten. Flaschen, Bierkästen und Gullydeckel wurden als Wurfgeschosse eingesetzt, die Hooligans griffen die Beamten mit Tritten und Schlägen an. Manche rissen im Gästeblock Waschbecken und Toilettenschüsseln von den Wänden und versuchten ein Toilettenhäuschen in Brand zu setzen. Während des Tumults plünderten einige Rowdies einen Imbisswagen, stahlen Bargeld in vierstelliger Höhe. Nur unter höchstem Einsatz konnten die Polizeibeamten die Randalierer zurückhalten und verhindern, dass diese die Stadionumzäunung durchbrachen. Selbst in der Nachspielphase hatten viele noch nicht genug. Von Handyraub, Hitlergruß, Körperverletzung und Beleidigungen bis hin zu weiteren tätlichen Angriffen auf Polizeibeamte reichten die angezeigten Straftaten. Auf ihrer späteren Rückfahrt mit der Bahn zurück nach Dresden demolierten Randalierer zudem die komplette Zugeinrichtung.
Insgesamt 108 Ermittlungsverfahren wurden zu den Ereignissen am 1. Oktober eingeleitet. Dabei kam es auch zu Wohnungsdurchsuchungen in Sachsen. Die zur Tatzeit größtenteils vermummten und nun identifizierten Straftäter müssen sich nicht nur auf juristischer Ebene verantworten. Über die SpVgg Bayreuth sollen auch Stadionverbote beim Deutschen Fußballbund erwirkt werden.