Weiden lockert das Rotlicht-Verbot. In einigen Stadtteilen ist Sexarbeit nun erlaubt, Bordelle dürften öffnen. Was sich für wen wirklich ändert.
Von Florian Bindl und Claudia Moser
In der Stadt Weiden ist erstmals seit 50 Jahren Sexarbeit in Teilen der Stadt wieder erlaubt. Seit Mitte Juni gilt ein neuer Sperrbezirk für Prostitution. Seit Jahrzehnten galt in Weiden ein striktes Prostitutionsverbot für das gesamte Stadtgebiet. Die zuständige Regierung der Oberpfalz verlängerte die Verordnung immer wieder - bis 2023.
In fünf oberpfälzischen Städten, die mehr als 30.000 Einwohner*innen haben, ist die Prostitution legal: in Regensburg, Weiden, Amberg, Neumarkt und Schwandorf. In kleineren Städten ist Sexarbeit illegal. In Weiden und Schwandorf gibt es (noch) keine angemeldeten Prostituierten. In Amberg (103) und Regensburg (306) hingegen schon. In Neumarkt gab es im Jahr 2022 noch 9, für das Jahr 2023 ist die Zahl unbekannt. Auch Prostitutionsgewerbe sind derzeit nur in Regensburg (48) und Amberg (6) gemeldet. Das zeigen Zahlen, die bis Ende 2023 vom Landesamt für Statistik erhoben wurden.
Innere Sperrzone: Umfasst weite Teile der Innenstadt, den Bahnhof und besonders schützenswerte Einrichtungen (wie Schulen, Kindergärten, Klinikum). Hier ist Sexarbeit nicht erlaubt.
Äußere Sperrzone: Die äußere Sperrzone umfasst das restliche Stadtgebiet. Dort ist nur Straßenprostitution verboten. Sexarbeit in Wohnungen oder Bordellen ist künftig denkbar. Aber: Wohngebiete sind geschützt. Bordelle oder Terminwohnungen für Prostituierte sind in aller Regel nur in Gewerbegebieten zulässig.
Mischgebiete: In diesen Gebieten (beispielsweise Hammerweg- oder Pestalozzischule) trifft Wohnen auf Gewerbe. Hier müsste das Ordnungsamt oder die Polizei unterscheiden, ob eine Prostituierte eigenständig und dauerhaft in ihrer Wohnung lebt und arbeitet oder ob es sich eher um „bordellartige” Prostitution handelt. In der Praxis lässt sich das aber kaum kontrollieren. Wohnungsprostitution könne dort erlaubt sein, schrieb die Stadt im Frühjahr auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien, „wenn es zu keinen tatsächlichen Störungen des Wohnumfeldes kommt”. Etwa durch Lärm, Dreck oder andere Belästigungen.
Prostitution macht oft nicht vor den Gesetzesschranken Halt. Es gab und gibt Sexarbeit in Weiden, eben illegal. Teilweise in Wohnungen, teilweise in Hotels. Das geht aus Zahlen der Polizeiinspektion Weiden hervor. Ob sich in Weiden also kurzfristig viel ändern wird, ist auch deshalb zweifelhaft.