Mundart-Rapperin Oszkar eröffentlicht erstes Album „Kirwa fürn Kopf” | Weiden24

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23.10.2024
Anita Gmeiner alias Oszkar rappt auf Mundart.  (Bild: Daniel Graf)
Anita Gmeiner alias Oszkar rappt auf Mundart. (Bild: Daniel Graf)
Anita Gmeiner alias Oszkar rappt auf Mundart. (Bild: Daniel Graf)
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Anita Gmeiner alias Oszkar rappt auf Mundart. (Bild: Daniel Graf)

Mundart-Rapperin Oszkar eröffentlicht erstes Album „Kirwa fürn Kopf”

Anita Gmeiner aus Weiden – in der Mundart-Rap-Szene seit Jahren als Oszkar bekannt – hat es geschafft: Ihr erstes Album ist fertig. „Kirwa fürn Kopf“ heißt es und kommt diesen Monat auf den Markt.

In den Songs von Oszkar geht es meistens um Geschichten aus dem Leben. Aber auch mal um Wut. Oder darum, dass wir alle mal mehr Veränderung wagen sollten – nicht nur auf dem Dorf.

Mundart-Rap ist immer noch überwiegend männlich – mit nur einigen Ausnahmen. Anita Gmeiner aus Weiden ist eine davon. Als Oszkar steht sie seit inzwischen fünf Jahren auf der Bühne und ist eine der wenigen Frauen in der Szene. „Wenn man als Frau ernstgenommen werden will, muss man schon ein dickes Fell haben“, sagt sie. „Natürlich haben auch Männer immer einen harten Vergleich untereinander. Da muss man einfach Bock drauf haben, sich diesen Scheiß zu geben. Denn manchmal ist es auch nur unnötiges Gehabe und nervt einfach. Und als Frau spielt dann eben immer auch noch diese sexualisierte Komponente eine Rolle. Dass du einfach immer wieder auf das Aussehen reduziert wirst – und nicht nach dem beurteilt wirst, was du eigentlich rappst.“

Kreative Texte

Natürlich hat auch Oszkar in den letzten Jahren immer wieder mal negative Erfahrungen gemacht, aber eben auch sehr positive. „In dieser Bubble der Mundart-Rapper, wo ich jetzt mit drin bin, da fühle ich mich einfach sauwohl. Die sind alle supernett und ich bekomme total viel Wertschätzung.“ Inzwischen weiß das „Moidl vom Bauernhof“, wie sich Oszkar gerne mal bezeichnet, auch nur zu gut, was sie kann. „Ich habe kreative Texte. Okay, das Reimschema ist oft noch nicht so ganz ausgefeilt. Aber Hallo – das ist gut, da brauche ich mich auch nicht unter Wert verkaufen. Ich bin ja weiterhin sehr bescheiden und halte mich auch gerne mal zurück, gebe dem anderen den Rahmen, den er braucht. Oft fehlt mir da noch die Sicherheit, dass ich Grenzen setze. Aber das mit dem Album ist nun eine andere Geschichte. Das ist ausproduziert, da können’s jetzt alle mal schön die Goschn halten.

Mit „Kirwa fürn Kopf“ zeigt Oszkar aber nicht nur ihren Neidern, was Sache ist. Sondern sie sagt auch, was sie eben zu sagen hat. Da geht es auch mal um Wut, die einfach raus muss. „Klar schieße ich da schon mal gegen andere. Aber das ist eben meine Meinung und meine Perspektive. Und wenn ich das nicht rappe, wird es wohl keine andere Frau rappen. Deswegen mache ich das. Natürlich wäre es einfacher, im Sinn-des-Lebens-Style zu bleiben, so nach dem Motto: Ich bin auf einer Party und mache meinen Reim und so weiter. Aber das kommt für mich nicht in Frage, ich möchte schon auch ernsthafte Themen transportieren.“ Und so geht es in den Songs der 34-Jährigen auch darum, mehr Vertrauen in sich selbst zu haben und an sich selbst zu glauben und um die permanente Reizüberflutung, der wir alle ständig im Alltag ausgesetzt sind. Oder die kollektive Depression, in der wir uns in dieser Zeit der Krisen alle befinden – oder auch nicht.

Moidl vom Bauernhof

„Natürlich hat es mich auch geprägt, dass ich vom Bauernhof stamme“, sagt Oszkar, die im kleinen Dorf Woppenrieth bei Waldthurn aufgewachsen ist. „Das ist Teil meiner Identität und ich baue es gerne in meine Texte ein, weil ich mich auch fortlaufend direkt oder indirekt damit konfrontiert fühle. Ich bin eben das Moidl von nebenan, das rappt, was es denkt und fühlt.“ Auch heute, seit sie nach ihrer Zeit in Regensburg und Innsbruck wieder in die Heimat zurückgekehrt ist, verbringt Oszkar alias Anita viel Zeit auf dem Bauernhof. Sie kümmert sich nach dem Tod ihres Vaters zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern um die Tiere – und packt dort mit an, wo sie eben gebraucht wird. Und das alles neben ihrem Vollzeitjob als Sozialarbeiterin und ihrer Arbeit am ersten Album als Mundart-Rapperin. „Klar, ich investiere da ganz viel Zeit rein“, sagt sie und macht dabei ein ganz glückliches Gesicht. „Aber hey, ich unterstütze doch was Gutes. Mein Bruder, meine Mama, der Hof – das hat alles einen unglaublichen Wert, den ich versuche, zu erhalten. Ich bin da reingeboren, dann kann ich da auch viel Zeit verbringen.“ Viel Zeit verbringt Oszkar natürlich auch mit dem Schreiben von Texten. Und das muss man sich so vorstellen: „Von Produzenten bekomme ich einen Beat geschickt, den höre ich mir an, er läuft quasi auf Dauerschleife. Dann renne ich in meiner Wohnung rum und irgendwann fällt mir dann was dazu ein – wie zum Beispiel ‚Kirwa fürn Kopf‘. Dann schreibe ich einfach mal los und dann merke ich schon, ob’s schon sprudelt. Und wenn nicht, mache ich mir eine Mindmap mit Wörtern und Bildern die zu dem Thema passen. Dann habe ich irgendwann vielleicht 30 Wörter auf einem Zettel stehen, anschließend setze ich mich hin – und dann wird es geschrieben. Wie lange so ein Prozess dauert, kann man nie sagen. Im August habe ich den letzten Song ‚Kamikaze‘ für mein Album gemacht, den habe ich zum Beispiel komplett an einem Abend geschrieben.“

Immer mit dem Flow

Die Produzenten, die Oszkar Beats zu ihren Texten liefern, sind alles andere als Unbekannte in der Szene. Für „Kirwa fürn Kopf“ arbeitete sie mit Maniac und Lef Dutti (Dicht & Ergreifend) zusammen. „Ich hatte dann die ganzen Sachen da und dachte mir: Was mache ich daraus? Klar, ich mache ein Album daraus. Geplant war das ursprünglich nicht. Ich gehe da immer mit dem Flow. Manches kann man auch gar nicht so planen. Deswegen bin ich saufroh, dass alles so gekommen ist, wie es gekommen ist.“ Dabei ist Oszkar eine „Spätzünderin“, wie sie selbst sagt. Als sie das erste Mal rappte, war sie schon 28 und arbeitete nach ihrem Studium bereits als Sozialarbeiterin. „Das war noch in Innsbruck, da bin ich zufällig auf einer Hip-Hop-Open-Mic gelandet.“ Anita, die damals noch nicht Oszkar war, war begeistert von den Künstlern, die sich gegenseitig das Mikro in die Hand drückten und Freestyle rappten. „Da hatte ich so richtig Bock drauf, also habe ich das auch gemacht. Das es dann weiterging, das war wohl einfach Glück.“

Über eine Arbeitskollegin lernte Anita Beatmund_noise kennen, mit dem sie dann zusammen produzierte. „Plötzlich hatte ich jemanden, mit dem ich zusammenarbeiten konnte. Dann ging es los. Ich habe mich einfach hingesetzt und habe drauflosgeschrieben …“ Oszkar war geboren. „Der Name kommt übrigens daher, dass ein Kumpel immer sagte, ich sei frech wie Oskar. Also passt das ganz gut.“ Anita – inzwischen seit fünf Jahren Oszkar – lacht, als sie an die Anfänge ihres Projekts zurückdenkt. Zunächst schrieb sie ihre Texte noch in Hochdeutsch. „Aber als ich den Liquid zum ersten Mal auf der Jahninsel in Regensburg gehört habe, habe ich gewusst: Das muss ich machen, das ist genau mein Ding – the Gaudi is real.“ Im Anschluss habe ich den Song „Gmahde Wiesn“ geschrieben und aufgenommen.“ Auch heute noch gibt es manchmal Texte von Oszkar, in denen die Mundart nur schwer zu finden ist. „Aber grundsätzlich gilt: Das klingt besser, das kommt aus dem Bauch raus, das kommt aus dem Herzen.“

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