Die Bayern starten schlecht in ihr Viertelfinale beim FC Arsenal - und steigern sich dann. Der Münchner Finaltraum lebt dank zweier London-Experten, auch wenn es am Ende nicht ganz zum Sieg reichte.
Thomas Tuchel beglückwünschte lachend seine Spieler. Der FC Bayern hat sich nach schwierigsten Tagen trotz eines späten Gegentores gute Aussichten auf das Halbfinale der Champions League erarbeitet. Bei der London-Rückkehr von Torgarant Harry Kane kam der Rekordmeister beim FC Arsenal am Dienstagabend zu einem 2:2 (2:1). Ex-Arsenal-Profi Serge Gnabry (18.) und Tottenham-Ikone Kane (32./Foulelfmeter) hatten das Spiel nach dem Rückstand durch Bukayo Saka (12.) zunächst gedreht. Joker Leandro Trossard (76. Minute) ließ den überlegenen Tabellenführer der Premier League doch noch über den Ausgleich jubeln ließ.
„Ein großes Spiel für mich. Ich bin sehr glücklich, dem Team geholfen zu haben“, sagte Kane bei Amazon Prime Video nach der Partie, die mit einer strittigen Elfmeterszene zu Ende gegangen war. Der Kontakt von Rückkehrer Manuel Neuer mit Saka in den Schlusssekunden im Strafraum wurde aber nicht als strafstoßwürdig gewertet. Kane sprach von einer „50:50-Entscheidung. (...) So ist Fußball.“ Tuchel äußerte: „Ich denke, wir hätten gewinnen können.“
Neben Neuer nahm eine Woche vor dem Rückspiel am Mittwoch in München Leroy Sané eine Schlüsselrolle ein. Kapitän Neuer bewahrte die Münchner kurz vor dem Gnabry-Tor gegen Ben White vor dem 0:2-Schock, Flügelspieler Sané leitete den Ausgleich ein und holte den Strafstoß zur zwischenzeitlichen Führung mit einem traumhaften Solo heraus. So darf der frühere Chelsea-Trainer Tuchel nach dem Aus in Pokal und Meisterschaft sowie der jüngsten Liga-Blamage in Heidenheim auf den ganz großen Titeln zum Abschied aus München hoffen. „Wir haben einen kleinen Schritt gemacht“, sagte Kane. „Wir müssen von Spiel zu Spiel fokussiert sein.“
Sportvorstand Max Eberl hatte die Bayern-Profis mit der Forderung ins Spiel geschickt, „den Club ehrwürdig zu vertreten“. Das gelang in der Anfangsphase noch eher weniger - Alphonso Davies sah nach einem Foul früh die Gelbe Karte (8.) und fehlt im Rückspiel gesperrt, vor dem Gegentor hielten die Bayern einen Sicherheitsabstand zu den schnellen Arsenal-Angreifern. Tuchel stand früh im Spiel ziemlich wütend in seiner Coaching-Zone.
Es werde „alles von uns abverlangt“, hatte der Trainer prophezeit, und er konnte sich bei seinem zurückgekehrten Kapitän bedanken, dass es nicht früh noch schlechter aussah. Der Nationaltorwart parierte nicht nur den Schuss von White sicher (16.), ohnehin schien mit Neuer wieder mehr Stabilität ins Münchner Spiel gekommen zu sein.
So schafften es die Bayern zurück in dieses Viertelfinale, insbesondere, nachdem die Verteidigung der Gunners beim Ausgleich durch Gnabry kräftig mitgeholfen hatte. Der frühere Arsenal-Profi vollendete einen Konter nach einem Fehlpass von Gabriel zum Ausgleich, es war das erste Heimgegentor für die Londoner in dieser Königsklassen-Saison. Großer Bayern-Jubel von den Rängen war nicht zu hören, nach ihrem Fehlverhalten im Achtelfinale gegen Lazio Rom hatte die UEFA die Münchner Fans für die Partie in London gesperrt.
Aber auch ohne die Unterstützung von den Rängen wurden die Bayern stärker. Sané erzwang den Foulelfmeter mit seinem ganz starken Solo aus der eigenen Hälfte, und Kane machte das, was er immer gegen Arsenal macht. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft erzielte vom Punkt sein insgesamt 15. Tor gegen die Gunners. Wie sein Teamkollege Eric Dier wurde auch Kane von den Heimfans wegen der Vergangenheit beim Londoner Rivalen Tottenham Hotspur gnadenlos ausgepfiffen.
Die „gute Energie“, die Eberl vor dem Spiel in der Mannschaft gespürt haben wollte, war im Vergleich zu den Bundesliga-Pleiten gegen Borussia Dortmund (0:2) und in Heidenheim (2:3) sehr deutlich zu sehen. Arsenal blieb über Saka, den immer anspielbaren Havertz und Gabriel Martinelli zwar gefährlich - zur Halbzeit wäre auch ein 2:2 gerecht gewesen. Die Bayern verdienten sich die Führung aber mit großem Einsatz.
Die Phase nach dem Wiederanpfiff gehörte dagegen klar den Londonern. Arsenal erhöhte mit zunehmender Spieldauer den Druck, die Bayern waren zum intensiven Verteidigen gezwungen. Kane sah nach einem Foul gegen Gabriel die Gelbe Karte (55.). Tuchel nahm nach etwas über einer Stunde Sané aus dem Spiel, für den Kingsley Coman kam (66.). Dem Nationalspieler schien die Auswechslung nicht besonders zu gefallen.
Wenig später musste Gnabry auf dem Rasen behandelt und für Raphaël Guerreiro ausgewechselt werden (70.). Die Bayern kamen nicht mehr richtig in den Spielfluss, der Ausgleich durch den eingewechselten Trossard fiel im Anschluss an einen Einwurf und nach starker Vorarbeit von Gabriel Jesus. Coman traf spät noch den Pfosten (90.).
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