Graffiti-Kunst in Weiden: Tizian verschönert grauen Beton | Weiden24

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vor 2 Tagen
Sprayer Tizian Kick vor seinem Kunstwerk. (Bild: Eva Kreuzer)
Sprayer Tizian Kick vor seinem Kunstwerk. (Bild: Eva Kreuzer)
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Sprayer Tizian Kick vor seinem Kunstwerk. (Bild: Eva Kreuzer)

Graffiti-Kunst in Weiden: Tizian verschönert grauen Beton

Bunte Bilder zieren jetzt schon einige der tristen grauen Lüftungsschächte vor dem Gebäude von Oberpfalz-Medien. Der Künstler dahinter ist der 22-jährige Tizian aus Kümmersbruck. Das Sprayen ist mittlerweile mehr als ein Hobby für ihn.

Von Lisa Sebald und Eva Kreuzer

Der graue Lüftungsschacht verschmilzt mit dem Beton der Häuser um ihn herum. Alles wirkt trist und wenig einladend. Doch damit ist jetzt Schluss. Denn: Der Graffiti-Künstler Tizian hat den Auftrag, diese zu verschönern.

Bunte und abstrakte Formen schlängeln sich schon vor dem Gebäude von Oberpfalz-Medien über einzelne Schächte. Drauf zu sehen sind Kaninchen und Bäume. Alle weiteren Schächte und eine ganze Wand sollen ihnen in den kommenden Wochen noch folgen. Der Grund dafür ist einfach: „Wir wollen illegale Sprayer damit fernhalten”, verrät Lothar Kaiser von Oberpfalz-Medien. Deswegen folgte der Auftrag an den 22-jährigen Tizian.

Er hat sein Hobby Anfang des Jahres 2024 zu seinem zweiten Standbein gemacht. Nach der Arbeit und an freien Tagen steht der Kümmersbrucker mit der Spraydose in der Hand da und kreiert bunte Kunstwerke.

Graffitis meist illegal

Wenn die meisten Menschen an Graffiti denken, fallen ihnen zuerst diverse Schmierereien an der Bushaltestelle oder im Parkhaus ein. Schimpfworte, verzerrte Gesichter und unverständliches Gekritzel, das heimlich aufgemalt wurde.

Mit Tizians Kunst hat das nichts zu tun. Aber auch er hat schon illegal gesprüht. „Bei uns in der Gegend geht es quasi nirgends legal. Man muss es fast schon illegal machen”, erklärt er.

Doch das hatte Konsequenzen, denn er wurde dabei erwischt: „Ich musste Sozialstunden machen und mein Graffiti selbst wieder beseitigen.” Es gibt in größeren Städten diverse freie Flächen, die Sprayer nutzen können, zum Beispiel in Nürnberg. Auf dem Land gibt's da laut Tizian aber kaum Möglichkeiten.

Learning by Doing

Zum Sprayen ist der 22-Jährige durch einen Kumpel gekommen. „Es hat mich interessiert, was er gemacht hat. Dann wollte ich es auch selbst mal ausprobieren”, erzählt er. Beigebracht hat er sich das Ganze selber. Einfach Learning by Doing. „Ich habe bei null angefangen, weil ich auch das Zeichnen erstmal lernen musste”, erinnert sich Tizian. Auch das Handwerkszeug, wie man mit den Dosen richtig umgehen muss, ist anfangs etwas tricky.

Heute sprüht der Graffiti-Künstler am liebsten Buchstaben. Besonders interessant daran ist für den Kümmersbrucker, dass es in dem Bereich so viele Möglichkeiten gibt. Ob verformt, mit Schatten, dreidimensional oder ganz einfach – mit den Buchstaben kann Tizian sich austoben. Einen Stil hat er dabei noch nicht für sich entwickelt. „Bisher hab ich noch keinen so wirklichen Stil und mache jedes Mal etwas ein bisschen anders”, überlegt er.

Zeitaufwändiges Hobby

Die Arbeit an einem Piece beginnt dabei weit vor dem eigentlichen Sprühen vor Ort. Vor allem die Skizzen für die Bilder sind wichtig. „Wenn du 'nen beschissenen Entwurf hast, dann kann am Ende nix Schönes bei rauskommen”, sagt Tizian und lacht.

Bevor tatsächlich gesprüht werden kann, müssen die Künstler ihre Farben herrichten. Das Malen an einem Wandpiece kann dann vor Ort auch bis zu sechs Stunden dauern. „Sprayen ist schon ein deutlich zeitaufwändigeres Hobby.” Aber wenn man so wie Tizian mit Leidenschaft dabei ist, dann investiert man die Zeit auch gerne.

Der Traum von New York

Wie kann man mit dem Sprayen Geld verdienen? „Das frag ich mich auch!”, sagt Tizian wieder mit einem Lachen. Momentan kann er noch nicht vom Sprühen allein leben. In Zukunft wünscht er sich, dass sich das noch ändern wird. Denn dann kann er sich einen großen Wunsch erfüllen: in New York City ein Graffiti zu sprayen. „Das wäre mein ultimativer Traum”, schwärmt der 22-Jährige. Mit jedem Auftrag kommt er diesem ein Stück näher.

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