Alptraum-Nacht statt Mallorca: Wegen eines schweren Unwetters über der Insel fiel der Urlaubsstart für viele ins Wasser. Die Lage am Flughafen normalisiert sich langsam - das Zittern geht aber weiter.
Nach dem Unwetterchaos vom Dienstag kehrt der Flughafen von Palma auf Mallorca langsam zur Normalität zurück - für viele Urlauber ist der Ärger aber noch lange nicht ausgestanden.
Dazu gehörte auch eine Gruppe aus Deutschland, deren Flug nach Barcelona am Vortag umgeleitet worden war. Man habe vom Reiseanbieter weder Verpflegung noch eine Hotelunterbringung bekommen, klagte ein Urlauber aus Bad Honnef im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb habe man im Flughafen übernachten müssen. „Sechs Rucksäcke wurden unserer Gruppe gestohlen. Ich habe mittlerweile schon richtig Angst, aufzustehen und die Taschen auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen“, klagte der Rheinländer. Die Lage sei unerträglich.
Die Deutschen, von denen einige in Palma eine Kreuzfahrt antreten wollten und am Nachmittag inmitten spärlicher Informationen auf einen baldigen Flug auf die Insel hofften, waren nicht die einzigen Gestrandeten. In den mallorquinischen Regionalmedien gab es zahlreiche Berichte von Betroffenen aus verschiedenen Ländern. Zur Zahl der Betroffenen gab es vorerst keine offiziellen Angaben, Medien sprachen von „Tausenden“. Ein kleiner Trost war, dass es heute am Airport Son Sant Joan nur noch vereinzelt Verspätungen gab, wie eine Sprecherin des Flughafens auf Anfrage mitteilte.
Auch wenn das Wetter vorerst wechselhaft blieb, war eine Neuauflage der Ereignisse vom Vortag - als der Flughafen von den Wassermassen für über eine Stunde komplett lahmgelegt wurde und es sogar im Duty-free-Shop durch die Decke regnete - eher nicht zu erwarten. Nach einigem Regen am frühen Morgen war es nachmittags trocken.
Die Vorhersage des spanischen Wetterdienstes Aemet für Palma lautete: „Bewölkter Himmel mit Niederschlag, mit einer geringen Wahrscheinlichkeit von lokalem Starkregen.“ Das Zittern für die Passagiere und Mitarbeiter ist aber noch nicht vorbei. Für den Süden und Südwesten der liebsten Urlaubsinsel der Deutschen - und damit auch für Palma und den sogenannten Ballermann - galt bis 20.00 Uhr noch die dritthöchste Warnstufe Gelb. Den Passagieren wurde wegen der unsicheren Wetterlage empfohlen, sich rechtzeitig über mögliche Flugänderungen zu informieren - entweder bei der jeweiligen Airline oder im Portal der Flughafenverwaltungsbehörde Aena.
Am Dienstagnachmittag waren alle Starts und Landungen zeitweilig ausgesetzt worden, nachdem der starke Regen die Start- und Landebahnen innerhalb von Minuten in reißende Ströme verwandelt hatte. Mehrere ankommende Flüge mussten unter anderem nach Barcelona und Ibiza umgeleitet werden, Dutzende wurden gestrichen. Das Unwetter brachte nicht nur den Flugbetrieb durcheinander, es sorgte am und im Flughafen auch für Chaos.
Die Zufahrtsstraßen, die Parkplätze sowie Teile des Terminals, darunter der Duty-free-Shop und andere Läden, standen teilweise unter Wasser, wie Medien berichteten und auf Videos zu sehen war. In einigen Geschäften habe es teilweise durch die Decke geregnet. Der Duty-free-Shop blieb deshalb am Mittwoch geschlossen. Auch an der Playa de Palma gab es laut Medien einige Überschwemmungen.
Nachdem sich das Chaos und die Aufregung gelegt hatten, kamen die ersten Erfahrungsberichte. „Meine Ehefrau, mein Vater und mein Bruder (...) waren dreieinhalb Stunden im Parkhaus eingesperrt“, erzählte zum Beispiel Santiago Sánchez dem Regionalblatt „Diario de Mallorca“. Die Familie habe ihn, der aus Madrid kam, abholen wollen.
Passagiere mussten in den angekommenen und startbereiten Fliegern oft stundenlang ausharren. Hunderte irrten derweil im zum Teil überfluteten Terminal ziellos umher, die Schlangen an den Taxiständen wurden länger und länger. Aber für einige gab es auch Grund zur Freude. Auf einem Video ist zu sehen, wie ein Flughafenmitarbeiter mit Sicherheitsweste draußen vor einer Reihe von Gangways wie ein Kind im kniehohen Wasser planscht.
Während es in vielen Teilen Mallorcas am Dienstag trocken blieb, fielen in Palma nach Angaben des Wetterdienstes Aemet nachmittags innerhalb einer einzigen Stunde über 43 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel - das ist rund ein Zehntel der Regenmenge, die Palma normalerweise in einem ganzen Jahr verzeichnet. Ab Donnerstag soll es aber wieder sonnig werden und trocken bleiben.
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