Champagner-Fall in Weiden: Das ist passiert | Weiden24

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Nach dem Trinken von Champagner vergifteten sich vor mehr als drei Jahren acht Menschen in einem Weidener Lokal unwissentlich mit Ecstasy – ein 52-Jähriger starb infolgedessen. (Symbolbild: Jens Kalaene/dpa)
Nach dem Trinken von Champagner vergifteten sich vor mehr als drei Jahren acht Menschen in einem Weidener Lokal unwissentlich mit Ecstasy – ein 52-Jähriger starb infolgedessen. (Symbolbild: Jens Kalaene/dpa)
Nach dem Trinken von Champagner vergifteten sich vor mehr als drei Jahren acht Menschen in einem Weidener Lokal unwissentlich mit Ecstasy – ein 52-Jähriger starb infolgedessen. (Symbolbild: Jens Kalaene/dpa)
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Nach dem Trinken von Champagner vergifteten sich vor mehr als drei Jahren acht Menschen in einem Weidener Lokal unwissentlich mit Ecstasy – ein 52-Jähriger starb infolgedessen. (Symbolbild: Jens Kalaene/dpa)

Champagner-Fall in Weiden: Das ist passiert

Eine Freundesgruppe will 2022 in einem Restaurant in Weiden feiern – doch statt Champagner befinden sich Drogen in der Flasche. Eine Person überlebt den Abend nicht. Das ist passiert.

2022:

Samstag, 12. Februar / Sonntag, 13. Februar 2022:

Ein Freundeskreis trifft sich in einem Restaurant in der Weidener Innenstadt, um zu feiern. Die fünf Männer und drei Frauen im Alter von 33 bis 52 Jahren wollen gemeinsam die Datingshow „Take Me Out“ ansehen, bei der auch eine Person aus ihrer Runde als Kandidat teilgenommen hat. Die Aufzeichnung wurde ab 23.45 Uhr auf RTL ausgestrahlt. Gegen Mitternacht bestellen sie eine Drei-Liter-Champagnerflasche der Serie „Doppel-Magnum Moët & Chandon Ice Imperial“. Auch die Wirtin schenkt sich ein Glas ein.

Als die Gäste von dem Getränk nippen, bemerken sie sofort, dass etwas nicht stimmt. Zeugen fällt auf, dass die Farbe des Schaumweins nicht transparent, sondern blass lila ist. Innerhalb weniger Minuten brechen alle Gäste zusammen, die von dem vermeintlichen Champagner kosten. Ein Restaurantgast setzt um 0.30 Uhr in der Nacht einen Notruf ab: Es folgt ein Großeinsatz. Alle Mitglieder der Gruppe müssen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht werden. Sieben von ihnen sind lebensgefährlich vergiftet. Ein 52-Jähriger aus Pfreimd stirbt noch in derselben Nacht.

Montag, 14. Februar 2022:

Die Ermittler der Kriminalpolizei Weiden bestätigen, dass die Vergiftungen durch flüssiges MDMA – auch bekannt als Ecstasy – in der Champagnerflasche verursacht worden sind.

Mittwoch, 16. Februar 2022:

Die Behörden geben bekannt, dass der Wirt des Weidener Lokals kurz nach dem Vorfall eine Nacht in Gewahrsam verbringen musste. Schnell stellte sich heraus: Der Lokalbesitzer war nicht für die Drogen in der Champagnerflasche verantwortlich. Die präparierten Flaschen seien zum Drogenschmuggel genutzt worden und nicht für den Ausschank gedacht gewesen.

Der Wirt hatte die Flasche von einem Angestellten gekauft, der sie wiederum auf einer Online-Plattform für 500 Euro erworben hatte. Daraufhin übernahm das Zollfahndungsamt München die Leitung der Ermittlungen von der Soko „Markt“ der Kriminalpolizei Weiden. Das Zollfahndungsamt ermittelt nun international.

Dienstag, 22. Februar 2022:

Die sieben Verletzten verlassen das Krankenhaus.

Samstag, 26. Februar 2022:

In den Niederlanden und in Belgien warnen die Behörden vor den Drei-Liter-Champagnerflaschen der Serie „Doppel-Magnum Moët & Chandon Ice Imperial“ der Marke Moët. In den Niederlanden wurde ein Fall aus dem Jahr 2020 bekannt, bei dem vier Menschen auf die gleiche Weise wie in Weiden verletzt wurden. Der Hersteller des Getränks erklärte im Frühjahr: Es handele sich nicht um ein „Qualitätsproblem, sondern um einen Kriminalfall“.

2023:

Mittwoch, 8. Februar 2023:

In Deutschland werden weitere Champagner-Flaschen gefunden, die mit Ecstasy gefüllt sind.

Dienstag, 14. November 2023:

Die niederländischen Behörden haben einen 35-jährigen Mann, der aus Polen stammt und dort untergetaucht war, ausgeliefert und nach Weiden gebracht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm „bandenmäßiges Handelstreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung“ vor. Er soll für die Lagerung der in Flaschen abgefüllten Drogen und deren Weitergabe an Dritte verantwortlich gewesen sein.

Donnerstag, 16. November 2023:

Das Amtsgericht Weiden führt den 35-Jährigen einem Haftrichter vor. Der Mann sitzt nun in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen und die Suche nach Mittätern dauern an. Da sich der Verdacht gegen ihn im Laufe der Ermittlungen jedoch nicht erhärtet, kommt er wieder auf freien Fuß.

2024:

Donnerstag, 17. Oktober 2024:

Die Staatsanwaltschaft Weiden gibt Details zu einer neuen Festnahme bekannt: Die Zollfahndung nahm Anfang Juni 2024 einen 45-jährigen Mann aus den Niederlanden fest. Seit September 2024 sitzt er in Bayern in Untersuchungshaft. Der Mann soll der Besitzer des flüssigen Ecstasy gewesen sein und für dessen Export verantwortlich sein. Die Ermittlungen und die Suche nach Mittätern dauern an.

2025:

Freitag, 4. Juli 2025:

Mehr als drei Jahre nach dem tödlichen Vorfall erhebt die Staatsanwaltschaft Weiden Anklage gegen den 45-Jährigen aus den Niederlanden. Der Vorwurf lautet: bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung. In einer Gruppe, die in den Niederlanden gewinnbringend MDMA im In- und Ausland produziert haben soll, habe der 45-Jährige „unter anderem die Aufgabe des Logistikers übernommen und die Drogen zum späteren Versand in einer Lagerhalle (...) aufbewahrt“, heißt es von Seiten der Staatsanwaltschaft.

Donnerstag, 4. Dezember 2025:

Vor dem Landgericht in Weiden muss sich der mittlerweile 46-jährige Niederländer ab dem 4. Dezember verantworten. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm 5 bis 15 Jahre Haft wegen bandenmäßigen Drogenhandels. Die fahrlässige Tötung kann mit bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden, die fahrlässige Körperverletzung mit bis zu 3 Jahren.

Ab dem dritten Verhandlungstag sollen Zeugen zu dem Vorfall in Weiden aussagen. Etwa 40 Zeugen und drei Sachverständige sind geladen. Insgesamt sind 21 Verhandlungstage geplant, ein Urteil wird voraussichtlich im März 2026 erwartet. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

 
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