„Eine neue Ära des Fußballs”: Weiden24-Redakteurin Claudia hat Tickets für den vierten Spieltag der neuen „Baller League” gewonnen und erzählt, welchen (Fußball-)Stars und Sternchen sie über den Weg gelaufen ist.
Köln an Rosenmontag. Zwischen Jecken in bunten Kostümen, Betrunkenen mit Glitzer im Gesicht und einer Gruppe Jugendlicher, die eine kleine Musikbox in der Hand hält, aus der feinster Partyschlager ballert, stehe ich am Hauptbahnhof und warte auf die Straßenbahn. Ich falle auf wie ein bunter Hund: Ich bin nämlich ganz normal gekleidet. Denn ich bin nicht zum Karneval feiern gekommen, ich bin für ein anderes Event angereist – die „Baller League”. Es ist Spieltag 4 und ich habe Tickets. Diese gibt es nicht im Verkauf, die Sponsoren und die Teams verlosen sie regelmäßig über ihre Social-Media-Kanäle. Meine Tickets habe ich bei einem Gewinnspiel von „Hollywood United”, dem Team von Ex-Profifußballer Max Kruse und Streamer Knossi, gewonnen.
Am 22. Januar startete die neue Fußball-Liga in den Spielbetrieb. So eine richtige Vorstellung von der „Baller League” hatte ich bisher nicht. Ich habe zwar davon gehört und hin und wieder saß ich neben meinem Freund, als er die ersten Spieltage auf Twitch angeschaut hat. Ich wusste, dass es dort berühmte Teammanager gibt, die ihre eigenen Teams stellen. Und dass das Ganze in der Motorworld in Köln stattfindet und für die Zuschauer*innen kostenlos ist. Und dass dort Fußball gespielt wird.
Hinter der „Baller League” stecken zwei echte Weltmeister: Mats Hummels und Lukas Podolski sind die Gründer der neuen Kleinfeld-Liga. Die beiden agieren als Liga-Präsident (Hummels) und President of Football (Podolski). Podolski stellt zudem, gemeinsam mit Fußballerin Alisha Lehmann, das Team „Streets United”. Mitgründer der „Baller League” sind außerdem der Ex-DAZN-Chef Thomas de Buhr und Filmproduzent Felix Starck. „Die Baller League holt den Bolzplatz und die Regeln der Straße in ein Ligasystem”, sagt Felix Starck in einer Pressemitteilung. Inspiriert haben könnte sie der Fußballer Gerad Piqué, der 2022 in Spanien die „Kings League” gründete, ein vergleichbares Ziel hat – und mit viel Zuspruch belohnt wird.
Zurück nach Köln. Beim Betreten der Motorworld merkt man bereits: Das hier ist ganz schön exklusiv. Viele Tribünensitze gibt es nicht, nur auf einer Torseite und entlang einer Seitenlinie. Auf Höhe der Mittellinie befindet sich die „Coaching Zone” – dort tummeln sich die Manager, Trainer, Spieler und Auswechselspieler der Teams. Nur ein schmaler, mit Kunstrasen ausgelegter Weg und eine LED-Bande trennt die Zuschauer*innen vom Geschehen am Spielfeld. Dort werden Videos gedreht, Livestreams gesendet, Interviews geführt. Fast jede*r, der etwas bekannter ist, dokumentiert den Abend. Ein Foto, ein Handschlag, eine Unterschrift: Viele der Teammanager nehmen sich aber auch Zeit für die Besuchenden. Einige von ihnen
beobachten das Geschehen auf der anderen Spielfeldseite – ohne Fans.
Auf dem Spielfeld stehen junge Fußballer, die sich extra für die „Baller League” beworben und gegen unzählige Konkurrent*innen behauptet haben. In einem „Draft” wurden sie für die Teams ausgewählt. Unter ihnen: Edwin Schwarz von der SpVgg Bayreuth, Moritz Leitner (spielte beim VfB Stuttgart und beim BVB) oder auch Ex-Bachelorette-Kandidat Max Wilschrey. Das Spiel ist schnell, immer wieder fordert der „Stadionsprecher” die Schiedsrichter auf, das Spiel (wieder) anzupfeifen. Auch die Spieler werden blitzschnell ein- und ausgewechselt. Beim Niveau der Spiele ist noch Luft nach oben, die Spieler konzentrieren sich hauptsächlich auf ihre eigene Performance – was auch Hans Sarpei in einer hitzigen Halbzeitansprache auf den Punkt bringt: „Alles Egoisten gerade!”.
Die Spiele werden für mich schnell zur Nebensache. Ich sehe, wie MontanaBlack in seinem Streamingraum links neben dem Tor gegen die Fensterscheibe hämmert, als seine Mannschaft gerade ein Tor schießt. Man sieht ihn jubeln, aber man hört ihn nicht. Im Nebenraum sitzt Max Kruse gemeinsam mit seiner Frau Dilara im dichten Nebel – während seines Livestreams gönnen sie sich eine Shisha. Rechts neben dem Tor, in der „Presidents Booth”, geben sich die (Z-)Promis die Klinke in die Hand: DSDS-Sieger Pietro Lombardi, Dortmunds Niclas Füllkrüg, Ex-Torwart Roman Weidenfeller, Dschungel-Teilnehmer Mike Heiter und Ex-Bachelor Dominik Stuckmann – sie alle schauen sich an diesem Abend das Gekicke auf dem Kunstrasen an.
Was wäre Fußball ohne Fans, die ihre Lieblingsmannschaft anfeuern? Bei der „Baller League” ist die Fankultur noch etwas verhalten – klar, bei zwölf verschiedenen Teams und vergleichbar wenigen Zuschauer*innen ist es schwierig, vor Ort richtig Stimmung aufkommen zu lassen. Das schreckt mich aber nicht ab. Als Dank für die Tickets gebe ich beim Spiel von „Hollywood United” gegen „Eintracht Spandau” (die an diesem Abend mit den meisten Fans angereist sind) alles – ich schreie immer wieder aus voller Kehle „Hollywood” und feuere das Team an. Ich bin laut. Sehr laut. Vielleicht etwas zu laut. Auf Twitch, das sehe ich im Anschluss an den Spieltag, spalten meine Fangesänge den Chat: „Wer ist das Kind, das da so herumbrüllt”, „Sie soll mal die Klappe halten”, aber auch „Gebt der Frau einen Orden” ist in der Kommentarspalte zu lesen. Ich hab meinen Spaß – und selbst Max Kruse freut sich über den Support.
Um kurz nach Mitternacht und nach sechs Spielen ist der vierte Spieltag zu Ende. Ohne Stimme, dafür aber mit vielen Bildern auf dem Handy und Rosenmontagskonfetti unter den Schuhen geht es noch nachts wieder zurück nach Weiden. Gelohnt hat sich der Ausflug allemal.