Ecstasy statt Champagner: Verdächtiger festgenommen | Weiden24

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Vor einem Jahr starb ein Mann in einem Lokal in der Weidener Altstadt, weil er von einer Champagnerflasche getrunken hatte. In der Flasche war allerdings kein Alkohol, sondern flüssiges Ecstasy. Nun gibt es in dem Fall ein Festnahme. (Archivbild: Armin Weigel/dpa)
Vor einem Jahr starb ein Mann in einem Lokal in der Weidener Altstadt, weil er von einer Champagnerflasche getrunken hatte. In der Flasche war allerdings kein Alkohol, sondern flüssiges Ecstasy. Nun gibt es in dem Fall ein Festnahme. (Archivbild: Armin Weigel/dpa)
Vor einem Jahr starb ein Mann in einem Lokal in der Weidener Altstadt, weil er von einer Champagnerflasche getrunken hatte. In der Flasche war allerdings kein Alkohol, sondern flüssiges Ecstasy. Nun gibt es in dem Fall ein Festnahme. (Archivbild: Armin Weigel/dpa)
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Vor einem Jahr starb ein Mann in einem Lokal in der Weidener Altstadt, weil er von einer Champagnerflasche getrunken hatte. In der Flasche war allerdings kein Alkohol, sondern flüssiges Ecstasy. Nun gibt es in dem Fall ein Festnahme. (Archivbild: Armin Weigel/dpa)

Ecstasy statt Champagner: Verdächtiger festgenommen

Vor 21 Monaten starb in Weiden ein Mann, weil er flüssiges Ecstasy aus einer Champagnerflasche getrunken hatte. Lange hielten sich die Ermittler bedeckt. Nun wurde ein Verdächtiger festgenommen. Und es gibt weitere Details.

Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, hat die Staatsanwaltschaft Weiden lange nichts Neues zu dem Fall herausgegeben. Nun, 21 Monate nach dem tödlichen Ecstasy-statt-Champagner-Vorfall in einem Weidener Lokal, haben die Ermittler dazu eine Neuigkeit, die es in sich hat: In den Niederlanden ist ein Verdächtiger festgenommen und an die Ermittlungsbehörden in Weiden übergeben worden. Das gab Wolfgang Voit, Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden, am Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung bekannt.

Demnach wurde der 35-jährige Pole als dringend tatverdächtig identifiziert. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm „bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung” vor. Konkret, so Voit, soll er jedenfalls „für die Lagerung des in Flaschen abgefüllten Rauschgifts in den Niederlanden verantwortlich gewesen sein”, zudem soll er mitverantwortlich sein, dass die Flaschen an Dritte gelangten.

Das Amtsgericht Weiden erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen nationalen Untersuchungshaftbefehl und einen Europäischen Haftbefehl gegen den Beschuldigten. Dieser konnte anfangs zwar flüchten, wurde dann aber in den Niederlanden festgenommen. Ermittelt hatte das Zollfahndungsamt München, Dienstsitz Weiden, unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Weiden. Falls es zu einem Prozess kommt, würde dieser am Landgericht Weiden verhandelt werden.

Verdächtiger äußert sich nicht

Nachdem das zuständige niederländische Gericht die Auslieferung nach Deutschland bewilligt hatte, wurde der Beschuldigte am Mittwoch dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Weiden vorgeführt. Der 35-Jährige befindet sich in Haft. Er äußerte sich laut Staatsanwaltschaft bisher nicht zum Tatvorwurf.

Die Ermittlungen gegen den Beschuldigten dauern an – es geht auch um mögliche Mittäter. Die Staatsanwaltschaft weist explizit darauf hin, dass auch für den nun inhaftierten Verdächtigen die Unschuldsvermutung gilt.

In der Nacht auf den 13. Februar des vergangenen Jahres starb ein Mann, weil er von einer Champagnerflasche getrunken hatte. Sieben Menschen erlitten Vergiftungen. Statt Champagner war nur flüssiges Ecstasy in der Flasche. In extrem hoher Dosis.

Sieben Verletzte in Kliniken

In der Unglücksnacht hatte sich eine Freundesclique in einer Weidener Pizzeria getroffen, um dort gemeinsam den TV-Auftritt ihres Kumpels aus Regensburg in der RTL-Datingshow „Take Me Out” anzuschauen. Es wurde Champagner bestellt, zur Feier des Tages eine Drei-Liter-Flasche Moët. Acht Menschen tranken daraus. Ein 52-jähriger Pfreimder, der offenbar den größten Schluck genommen hatte, starb noch in der Nacht. Die sieben anderen wurden zum Teil schwer verletzt in Krankenhäuser gebracht.

Die Ermittler konnten früh klären, dass flüssige Drogen in der Flasche waren. Sie zerschlugen damit auch schnell Gerüchte von einem gezielten Blausäure-Anschlag auf den Geschäftsführer des Restaurants, die kurz nach Bekanntwerden des Falls in Weiden die Runde gemacht hatten. Der Wirt selbst geriet kurz in den Fokus der Ermittler. Die Polizei nahm ihn für eine Nacht in Gewahrsam, ließ ihn aber bald wieder frei. Dass es sein Restaurant traf, sei purer Zufall gewesen.

Laut den Ermittlungen der Kriminalpolizei Weiden gab es „keinerlei Tatbeteiligung irgendwelcher Personen aus dem Weidener Raum”, wie auch Staatsanwalt Voit mehrmals betont hatte. Es sei in Weiden nichts Strafbares geschehen. Stattdessen konzentrierten sich die Ermittler bald aufs Ausland, vor allem auf die Niederlande. Dort sollen die Drogen, die in der Flasche waren, herkommen, hieß es aus Ermittlerkreisen.

Weitere Flaschen gefunden

Der Weidener Wirt hatte die Flasche demnach kurzfristig von einem Bekannten für rund 500 Euro gekauft. Der Bekannte hatte sie, schon vor einiger Zeit, über eine Online-Plattform erworben – laut Ermittlungen im guten Glauben an ein Originalprodukt.

Später wurden in Deutschland weitere Champagnerflaschen mit flüssigem Ecstasy sichergestellt. Es handelte sich ebenfalls um Drei-Liter-Flaschen der Marke Moët. Die Anzahl lag laut Weidener Staatsanwaltschaft im „mittleren einstelligen Bereich”.

Der Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt und Weiden plötzlich ungewollt bekannt gemacht. Auch für die Weidener Ermittler war und ist der Fall außergewöhnlich, hatte Staatsanwalt Voit vor Monaten gesagt. Laut Bundeskriminalamt ist der Weidener Fall bisher einmalig in Deutschland.

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